Südwest Presse: Kommentar zu Guttenberg

Nicht geschlampt, Karl-Theodor zu Guttenberg hat mit
Absicht betrogen. Was die Kommission der Uni Bayreuth zur
Doktorarbeit des Ex-Ministers erklärt, dürfte niemand mehr wundern.
Die Belege für den vielfältigen und seitenweisen Schmu des Freiherrn
sind erdrückend. Widersprüchlich geht die Uni-Kommission hingegen mit
den Korrektoren der Arbeit ins Gericht. Massiv kritisiert sie die
Topnote, spricht die Professoren dennoch von jeder Mitverantwortung
frei. Da mag die Uni um ihren Ruf bangen, da will der eine
Hochschullehrer dem anderen nicht am Zeug flicken. Glaubwürdig ist
dieses Urteil nicht. Die Lehren aus dem Fall Guttenberg sind erst
gezogen, wenn nicht nur die Uni Bayreuth, sondern alle Hochschulen
Maßstäbe an Doktorarbeiten anlegen, die in ihren Prüfungsordnungen
stehen: Sie müssen neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern und
dürfen kein Zitatenschatz aus hunderten Büchern sein. Das hat mit
Wissenschaft nichts gemein. Oder scheuen sich viele Professoren,
klare Bedingungen zu stellen? Auch ihre Karriere wird an
Publikationen gemessen, deren Qualität bei strenger Prüfung an dieser
Vorgabe straucheln könnte. Der Grund: Der Ruf eines Hochschullehrers
wie Uni-Rankings hängen vor allem von der Zahl der Veröffentlichungen
ab, nicht von ihrem Gehalt. Guttenbergs Betrug entschuldigt dies
mitnichten. Aber die Wissenschaft muss sich besinnen, was wichtig
ist: Masse oder Klasse?

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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