Westfalenpost: Zur Frauenquote: Die Quote kommt ohnehin – und das ist schlecht so Von Harald Ries

Eine Frauenquote für Führungspositionen wird kommen
– unabhängig davon, ob zwei CDU-geführte Länder eine SPD-Initiative
im Bundesrat unterstützen. Das ist für die Union unangenehm, weil
ihre Spaltung in der Frauenfrage aufscheint, aber der Konflikt
zwischen Arbeitsministerin von der Leyen und Familienministerin
Schröder ist schon lange offen sichtbar. Und so lange Kanzlerin
Merkel Schröders Flexi-Quote unterstützt, wird auch der
von-der-Leyen-Flügel im Bundestag nicht mit der SPD stimmen. Die
tatsächliche Bedeutung der gestrigen Ankündigung der saarländischen
Ministerpräsidentin ist also nicht größer als ihr Land. Warum die
Quote trotzdem kommt? Weil sie im Trend liegt. Weil die EU darauf
drängt. Weil die nächste Bundesregierung anders aussehen dürfte und
Angela Merkel, wenn sie Kanzlerin bleibt, sehr flexibel ist. Diese
Prognose sagt aber nichts darüber aus, ob eine Frauenquote richtig
ist. Was dafür spricht: Frauen sind in Vorständen und Aufsichtsräten
dramatisch unterrepräsentiert. Deutschland liegt hier schlechter als
viele andere europäische Länder. Mehr weibliche Führungskräfte wären
nicht nur für karriereorientierte Frauen wichtig, sondern auch für
viele Unternehmen. Die guten haben das erkannt und Förderprogramme
aufgelegt. Eine Quote hätte also überwiegend positive Auswirkungen.
Was dennoch dagegen spricht: Der Zweck heiligt die Mittel nicht.
Historisch gewachsene Ungerechtigkeiten lassen sich nicht durch neu
verordnete Ungerechtigkeiten gutmachen. So wie einzelne Menschen das
Recht haben müssen, falsch zu entscheiden, ist es auch Unternehmen zu
belassen. Doch der Zug scheint abgefahren: Der in wichtigen Fragen
überforderte Staat will uns zunehmend vorschreiben, wie wir zu leben
haben.

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160