CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach hat in der
vergangenen Woche nach eigener Aussage die „schwersten Momente“
seiner politischen Karriere erlebt. In einem Interview in der neuen,
am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern
sagte Bosbach: „Man denkt: Eigentlich hast du alle Höhen und Tiefen
mitgemacht. Aber jetzt habe ich Dinge erlebt, die ich nie erleben
wollte.“ Bosbach war wegen seines angekündigten „Nein“ zur Ausweitung
des Euro-Rettungsschirms von Kanzleramtsminister und Parteikollege
Ronald Pofalla mit den Worten beschimpft worden: „Ich kann deine
Fresse nicht mehr sehen“. Im stern-Gespräch sagte der an Krebs
erkrankte Bosbach: „Gesundheitsfördernd ist das alles nicht.“ Der
seit 1994 im Bundestag sitzende CDU-Politiker erwägt, 2013 nicht mehr
zu kandidieren. „Die Chancen stehen bestenfalls 50:50. Ich mache das
von der Entwicklung der nächsten Monate abhängig.“
Im stern spricht Bosbach von „übler Nachrede“, weil ihm von
Parteikollegen unterstellt wurde, er habe aus Frust darüber
gehandelt, dass er 2005 nicht Innenminister geworden sei. „Dass sich
ein Politiker seinen Frust nach sechs Jahren auf Wiedervorlage legt,
ist so was von abwegig“, sagte Bosbach. Er spricht in dem Interview
auch über sein enges Verhältnis zu Angela Merkel. Die Kanzlerin habe
nach einer Operation an seinem Krankenbett gestanden – „das hat mich
gerührt“. Bosbach: „Wir duzen uns seit vielen Jahren. Deswegen
überlegt man: Denkt sie jetzt, warum tut der mir das an?“ Nach der
Abstimmung hatten sich Merkel und Bosbach zu einem Gespräch im
Kanzleramt verabredet. „Ich will nicht der Problembär, ein Störfall
der Fraktion sein. Nur ein guter Kollege“, sagt der CDU-Politiker.
In dem Interview redet Bosbach auch offen über seine
Krebserkrankung. „Man geht davon aus, dass der Tumor schnell größer
wird.“ Er denke über alternative Heilmethoden jenseits der
klassischen Schulmedizin nach. Angst vor dem Tod, so Bosbach, habe er
nicht. „Wenn der kommt, bin ich ja weg. Ich bin ein gläubiger Mensch.
Ich habe eher Angst vor dem Sterben, wenn es mit Siechtum, Schmerzen
und Leiden verbunden ist.“
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stern-Autor
Jan Christoph Wiechmann
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