Die Bundesregierung hat die NSA-Späh-Affäre mit
Anlauf diplomatisch eskalieren lassen. Die Aufforderung an den
Repräsentanten der US-Geheimdienste, das Land zu verlassen, sollte
ein Befreiungsschlag sein aus der Rolle der gedemütigten,
gutgläubigen und geduldigen Freunde Amerikas. Zugleich offenbart sie
jedoch auch die Hilflosigkeit der Deutschen gegenüber den immer neuen
Späh-Attacken der Amerikaner. Die Kanzlerin hat ja recht, wenn sie
meint, dass das Spionieren unter Verbündeten Vergeudung von Kraft
sei. Doch die Amerikaner denken da anders. In dieser Frage stoßen die
viel beschworenen gemeinsamen Werte an ihre Grenzen. Im
transatlantischen Bündnis hat sich Entfremdung breitgemacht. Das
Verhältnis ist auf einen Tiefpunkt gesunken. Merkel vermied eine
öffentliche Schmähung der Amerikaner mit Worten wie „dumm“ oder
„lächerlich“. Sie machte ihrem Ärger indirekt Luft, indem sie die USA
ermahnte, dass man nicht mehr im Kalten Krieg sei, in dem man sich
gegenseitig misstraut habe. Einen solchen Vorwurf, die Zeichen des
21. Jahrhunderts nicht erkannt zu haben, äußerte sie zuletzt
gegenüber dem russischen Präsidenten Putin.
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