WAZ: Wenn Macht unerträglich wird. Kommentar von Andreas Tyrock zum Bahnstreik

Lokführer sind grundsätzlich seriöse und
zuverlässige Menschen, die bei Tag und Nacht pflichtbewusst ihrer
verantwortungsvollen Aufgabe nachkommen. Sie haben zu Recht einen
guten Ruf. Bis jetzt. Denn was sich derzeit im Tarifstreit mit der
Deutschen Bahn abspielt, hat mit Seriosität oder gar Glaubwürdigkeit
nichts mehr zu tun. Das Verständnis der Öffentlichkeit ist verloren,
der gute Ruf ebenfalls. Die GDL-Mitglieder lassen es in ihrer
Mehrheit zu, dass ihr ganzer Berufsstand in Misskredit gebracht wird.
Sie nehmen die bahnfahrenden Menschen in Geiselhaft, belasten
Berufspendler und Familien, schaden der Wirtschaft. Angetrieben von
einem in seiner Selbstherrlichkeit unerträglichen
Gewerkschaftsführer, haben sie die Konsequenzen ihres Handelns aus
den Augen verloren. Ja, es gibt die Tarifautonomie. Ja, es gibt das
Streikrecht. Ja, es gibt Gewerkschaften, die die Interessen ihrer
Mitglieder vertreten. Unterm Strich hat sich dies über Jahrzehnte
bewährt, weil am Ende Vernunft, Kompetenz und soziale Verantwortung
mit am Verhandlungstisch saßen. GDL-Chef Weselsky erfüllt dieses
Anforderungsprofil nicht.

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