WAZ: Sollen Asylbewerber im ehemaligen KZ-Außenlager untergebracht werden? Pro-Kommentar von Jens Dirksen

Die Geschichte des Geländes, auf dem einmal die
Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald in Schwerte stand,
war mit dem Tag seiner Befreiung im Januar 1945 nicht zu Ende. Man
mag es für unsensibel halten, dass hier später Kriegs-Vertriebene aus
Ungarn untergebracht wurden. Aber auch das gehört zum Werdegang
dieses Geländes, genau wie die jüngste Nutzung als Kindergarten-Bau
und Künstler-Atelierhaus. Die unheilvolle Vergangenheit des Ortes ist
aufgegangen in der historischen Entwicklung. Denn aus dem einstigen
Nazi-Reich ist eine bürgerliche Demokratie geworden, und es war nicht
zuletzt eine Lehre aus dem Terror der Nazis, dass im deutschen
Grundgesetz ein Asylrecht für Flüchtlinge verankert wurde. So gesehen
ist das Gelände des einstigen SS-Außenlagers geradezu sinnfällig
umgenutzt worden. Wenn die Flüchtlinge einverstanden sind und nicht
an eine unheilvolle Magie des Ortes glauben, sollten sie dort
einziehen. Besser als Zelte und drangvolle Enge wäre es allemal.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de