Die Stresstests für die Atomkraftwerke waren von
Beginn an Theater. In sechs Wochen lassen sich deren Schwachstellen
nicht ernsthaft überprüfen. Die Reaktorsicherheitskommission (RSK)
hat sich zudem auf schriftliche Auskünfte der Atomkonzerne verlassen.
Bewertet wurden die Antworten durch die betreibernahen TÜVs. Einen
tatsächlichen Stresstest hat es also gar nicht gegeben. Die
Befragung war zudem begrenzt auf Ereignisse wie Erdbeben, Hochwasser
oder Flugzeugabstürze. Ausgeblendet blieben Szenarien, die sonst bei
Sicherheitsüberprüfungen im Vordergrund stehen – auch die spätestens
seit Fukushima hoch brisante Frage, ob bei einer Kernschmelze die
massive Freisetzung von Radioaktivität verhindert werden kann. Die
angeblich neue Erkenntnis der RSK, dass kein deutsches AKW dem
Absturz eines großen Verkehrsflugzeugs standhält, ist in Wirklichkeit
zehn Jahre alt. Ein nach den Anschlägen vom 11. September 2001 von
der damaligen rot-grünen Bundesregierung in Auftrag gegebenes
Gutachten kam genau zu demselben Ergebnis. Das von Jürgen Trittin
geführte Umweltministerium hielt die Studie seinerzeit unter
Verschluss. Die Sicherheitsmängel nicht nur der acht
abgeschalteten AKW waren schon bekannt, bevor die RSK zu prüfen
anfing. Deswegen könnte die dauerhafte Stilllegung der Meiler auch
ohne Stresstest gut begründet vollzogen werden. Ein entsprechender
politischer Wille wäre allerdings Voraussetzung.
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