Nirgendwo gibt es, gemessen am
Bevölkerungsdurchschnitt, so viele Doktoren wie unter den
Volksvertretern. Fast 25 Prozent der FDP-Bundestagsabgeordneten haben
diesen Titel und 22 Prozent der Unions-Parlamentarier. SPD, Linke und
Grüne kommen jeweils auch noch auf rund 15 Prozent. Wenn man diese
Zahlen nun analysiert, streng wissenschaftlich natürlich, dann zeigt
sich eine statistisch signifikante Korrelation (Verbindung) zwischen
der Häufigkeit des Vorkommens von Doktortiteln in einer Fraktion und
der Häufigkeit von Plagiatsaffären. Die FDP (Koch-Mehrin,
Chatzimarkakis, Mathiopoulos) liegt klar auf Platz Eins, vor der
Union (Guttenberg, Saß). Aber wie funktioniert der Zusammenhang
zwischen Doktor, Politkarriere und Skandal? Die Antwort liegt nahe:
Viele Doktoren – viel Mogelei. Echte wissenschaftliche Tätigkeit
raubt bekanntlich in den entscheidenden jungen Jahren jene Zeit, die
man in Gremien absitzen müsste, um nach oben zu kommen. Also muss es
wohl unechte wissenschaftliche Tätigkeit sein – der
dahingeschluderte, wohlwollend erteilte oder eben ergaunerte Doktor
als Turbofaktor für den Listenplatz. Natürlich längst nicht immer.
Aber immer öfter. Summa cum klaute. Es wäre für das Ansehen der
Parlamentarier gut, wenn die Parteien die aktuellen Skandale zum
Anlass nehmen würden, um mit dieser Art von „Titelhuberei“ mal
Schluss zu machen.
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