Neue Westfälische (Bielefeld): Merkel und Sarkozy Auf der anderen Seite des Zauns ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Der Mensch ist ein sehnendes Wesen. Meistens
wünscht sich der Homo sapiens genau das, was er er gerade nicht
besitzt. Die Deutschen haben eine Naturwissenschaftlerin als
Regierungschefin, die das Land überaus nüchtern führt. Die Kunst der
emotionalen Ansprache und die Einbindung der Tagesaktualitäten in
eine verständlich erzählte Geschichte gehören bekanntlich nicht zu
Angela Merkels Stärken. Das wird hierzulande häufig genug bemängelt.
Rhetorisch wesentlich begabter ist zweifellos Nicolas Sarkozy,
Staatspräsident unseres Nachbarlandes Frankreich. Doch siehe da, die
Franzosen trauen Madame Merkel viel eher ein erfolgreiches
Krisenmanagement zu als ihrem eigenen, gelegentlich zu Aktionismus
neigenden Präsidenten. Nicht einmal gewürdigt wird die Tatsache, dass
Sarkozy wegen der Eurokrise seine Minister aus dem Urlaub
zusammengetrommelt hat. Merkel käme so etwas nicht in den Sinn. Bei
uns wird darüber gemurrt. Die Franzosen dagegen sehnen sich nach
solcher Ruhe. Wie sagt schon der Volksmund? Das Gras auf der anderen
Seite des Zaunes ist immer grüner.

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