Gestern war ein Tag, der die vorherigen an
Schrecklichkeiten nicht übertraf – immerhin. Durchatmen für die
kommende Zeit, in der die Peitsche der Finanzmärkte die Bewohner der
Euro-Zone und darüber hinaus in Angst und Schrecken halten wird. Gut
möglich, dass am Ende die Pistole gezogen wird und die
Gemeinschaftswährung, stellt man sie sich als Körper vor, von der
Vielzahl der Treffer durchlöchert tot zu Boden knallt. Schön, dass
Lucas Papademos das Hauen und Stechen der griechischen Altherrenriege
an der Spitze des Staates rätselhafterweise überstanden hat und nun
tatsächlich Regierungschef wird. Es konnte nur ein Technokrat und
Parteiloser sein, der zumindest in Ansätzen einen Vertrauensvorschuss
erwarten durfte. Denn die „Eliten“ von Pasok und Nea Dimokratia sind
heute so glaubwürdig wie die Geschichte vom Osterhasen, der bunte
Eier legt. Schön auch, dass im Land, das (noch) von einem Gockel
regiert wird, welcher der Gemeinschaft ständig faule Eier legt,
gestern die Zinsen für neue Staatsanleihen nicht mehr ganz so hoch
ausfielen wie tags zuvor. Aber das dürfte nur eine kurze Atempause
für die Italiener gewesen sein. Auf diesem Niveau kann sich kein
Staat finanzieren. Sieben Prozent Zinsen bedeuten, das Land müsste in
absehbarer Zeit nominal sieben Prozent Wirtschaftswachstum schaffen.
Das ist so weit von der Realität entfernt, dass es Berlusconi nicht
mal seiner Bunga-Ruby in hormoneller Erregung ins Ohr flüstern würde.
Entscheidend für den Euro ist momentan, dass in Rom unverzüglich eine
vertrauenswürdige, kompetente und zu harten Sparmanövern fähige
Regierung zustande kommt. Sollen wir glauben, dass Italien das
hinkriegt? Nun ja, vielleicht stimmt die Geschichte vom Osterhasen ja
doch … so ein bisschen wenigstens.
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