FT: Kommentar von Anette Asmussen: Realitätsfern – Kristina Schröder plant staatliche Zuschüsse zur künstlichen Befruchtung

von Anette Asmussen

Wenn Politiker ihr Wort halten, verdient das Beachtung. Insofern
muss Familienministerin Schröder auch einmal gelobt werden. Selbst
hochschwanger, hatte sie versprochen, Paaren zu helfen, die sich
ihren Kinderwunsch nicht ohne medizinische Hilfe erfüllen können. Und
– christlich gut erzogen – will sie nun Wort halten; auch wenn ihre
Parole „Zurück zur Kostenübernahme-Regelung vor 2004“ längst schon
in den eigenen Reihen kassiert worden ist. Mit Sicherheit wird keine
Krankenkasse wieder volle vier Befruchtungs-Versuche bezahlen.

Nun folgt die junge Mutter mit einem neuen Anlauf also der alten
fantasielosen Politikerweisheit: „Wenn keiner zahlen will, dann muss
es der Steuerzahler tun.“ Bund und Länder sollen sich an den
Therapie-Kosten beteiligen, damit „Kinderwünsche nicht am fehlenden
Geld scheitern“, findet Schröder. Und damit hat sie grundsätzlich
recht: Am fehlenden Geld sollte eine Familiengründung in Deutschland
nicht scheitern müssen.

Wer nun aber glaubt, dass die Ministerin ihrer eigenen Einsicht
Taten folgen lässt und sich nicht nur um die vergleichsweise wenigen
unfreiwillig kinderlosen Paare in Deutschland kümmert, sondern
verbesserte Rahmenbedingungen für alle Eltern schaffen will, wird
enttäuscht. Themen wie etwa die Vereinfachung des deutschen Sozial-
und Transfersystems, eine neue durchdachte Erziehungs- und
Bildungsinfrastruktur oder faire Löhne und eine ausreichende soziale
Absicherung für junge Leute überlässt die gehorsame
Nachwuchspolitikerin allein der dominanten Kollegin von der Leyen.

Es ist an der Zeit, dass Kristina Schröder endlich erwachsen wird,
sich den Realitäten ihres Ressorts stellt und die vordringlichen
Probleme angeht – für die Kinder, die keine Bildungschancen haben,
und die Familien, denen sowohl das Geld, als auch die berufliche
Zukunft fehlt. Wenn sie es geschafft hat, diesen Menschen eine
Perspektive zu geben und danach noch Geld übrig ist, können wir gern
noch einmal über Zuschüsse für künstliche Befruchtungen reden.

Pressekontakt:
Flensburger Tageblatt
Anette Asmussen
Telefon: 0461 808-1060
redaktion@shz.de