Schluss mit der Selbstbeschäftigung! Dieser Appell
erging vom Politischen Jahresauftakt der LINKEN. Ziel ist, zu retten,
was zu retten ist vom Bild einer Partei, der die Wähler zur letzten
Bundestagswahl einen Sympathiewert von 11,9 Prozent verliehen. Ein
Wert, der heute in weiter Ferne zu liegen scheint. Die Zukunft einer
anderen, menschlicheren Gesellschaft zu fordern und die eigene
womöglich nicht meistern zu können, ist das Dilemma, in dem die
Partei derzeit steckt. Dass daran die Selbstbeschäftigung schuld
ist, soll hier ausdrücklich bezweifelt werden. Der Appell ist aus
anderen Parteien sattsam bekannt, die damit gewöhnlich einen Mantel
des Schweigens über ihre Konflikte legen, statt sie zu lösen. Damit
erwerben sie Urheberrechte an der allgemeinen Politikverdrossenheit.
Gerade die LINKE konnte gar nicht anders, als sich mit sich selbst zu
beschäftigen, so unterschiedlich, wie ihre Quellen waren. Dass dies
so lange unterblieben ist, nicht organisiert wurde, könnte ein Grund
für die Misere sein. Problematisch ist allerdings die Art der
Selbstbeschäftigung. Ringen um Macht, Intrigen und Missgunst sind
nicht Selbstbeschäftigung, sondern selbstzerstörerisch. Die Partei
schien zunächst selbst das gründlich Andere zu sein, das machte einen
Teil ihres Erfolgs aus. Eine gründlich andere Gesellschaft forderten
schließlich auch andere. Insofern ist das Motto des Jahresauftakts
eine Art Selbstverpflichtung. Kann man jedenfalls für die LINKE nur
hoffen.
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