Mehr als jedes fünfte Kleinkind in NRW lebt in
Armut. Was für eine Schande für unser reiches Land. Wo bleiben
eigentlich die Massenproteste, der Sturm der Empörung gegen diese zum
Himmel schreiende Ungerechtigkeit? Fehlanzeige. Manchmal ist es
leichter, Menschen gegen Bahnhöfe oder Flughäfen zu mobilisieren, als
für die Rechte von Kindern und Familien.
Es gibt Ausnahmen. Dazu gehört der Verein „Klartext für Kinder“,
gegründet von Leserinnen und Lesern dieser Zeitung, die mit großem
zeitlichem und finanziellem Engagement jungen, bedürftigen Menschen
helfen. Aktionen wie diese zeigen aber auch, was Kinderarmut wirklich
bedeutet. Zum Beispiel: Hunger. Deshalb organisieren die
ehrenamtlichen „Klartext“-Helfer mobile „Tafeln“, die Kinder mit
warmen Mahlzeiten versorgen. Auch das ist die Wirklichkeit in Europas
erfolgreichster Volkswirtschaft. Wo Kinder Hunger leiden müssen, kann
etwas mit dem Kapitalismus nicht in Ordnung sein.
So beeindruckend das Engagement vieler Bürger ist, die Bekämpfung
von Kinderarmut ist Aufgabe der Politik. Wir brauchen dringend mehr
Kindertagesstätten. Für sozial Benachteiligte müssen sie beitragsfrei
sein und kostenlose Mahlzeiten anbieten.
Das wichtigste Motto von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft
lautet: „Kein Kind darf zurückgelassen werden“. Gut, dass die
Landesregierung den Ausbau der Betreuungsplätze für unter Dreijährige
jetzt beschleunigt. Bürokratische Hürden dürfen nicht verhindern,
dass Kinder schnell besser versorgt werden können. Auch die
angekündigte Stärkung von Familienzentren in sozialen Brennpunkten
ist hilfreich. Eltern die jahrelang auf Sozialhilfeniveau leben,
brauchen Unterstützung und Rat bei der Erziehung. Wenn heute über 20
Prozent der Kleinkinder in NRW arm sind, wächst eine
Problemgeneration heran. Denn Armut ist fast immer gleichbedeutend
mit Chancenlosigkeit.
Schon deshalb darf unserer Gesellschaft die eigene Zukunft, das
Schicksal der Kinder nicht egal sein.
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