Neues Deutschland: zur neuen Debatte um das Atommüll-Endlager Gorleben

Als Gorleben-Expertin konnte sich
Bundesumweltministerin Angela Merkel einst nicht profilieren. Wenige
Tage im Amt, machte sie sich schon für den möglichst raschen
Transport des ersten Castor-Behälters ins Wendland stark. Technische
Probleme beim Beladen tat sie so ab: »Wenn Sie einen Kuchen backen,
geht auch nicht alles nach Rezept. Da fällt schon mal ein
Mehlstäubchen daneben. Na und? Der Kuchen schmeckt trotzdem
köstlich.« Der jetzt ausgegrabenen Äußerung Merkels von 1995, wonach
es »keinen Grund gibt, nach Ersatzstandorten zu suchen« und Gorleben
deshalb »erste Wahl« bei der Endlagersuche bleibe, sollte inhaltlich
deshalb nicht viel Gewicht beigemessen werden. Das Zitat steht
dennoch typisch für die Geschichte des Atom-Standortes: Wider
besseres Wissen redeten und rechneten Atomlobbyisten und Politiker
den Gorlebener Salzstock schön. Es wurde dabei getrickst und
getäuscht – längst nicht nur, aber auch von Merkel. Schon bei der
Auswahl des Standortes vor 35 Jahren blieben fachliche Aspekte
weitgehend unberücksichtigt. Gorleben war zunächst gar nicht in der
engeren Auswahl, erinnert sich der damalige Chefgutachter Gerd
Lüttig. Doch Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) »wollte einen
Standort in der Nähe der damaligen Zonengrenze haben, weil –die
Ostzonalen–, wie er immer sagte, –uns die Geschichte mit ihrem
Endlager Morsleben eingebrockt hatten–«. Für die Atomkraftgegner
ist Gorleben in jeder Hinsicht erledigt. Sie fordern zu Recht, dass
der Salzstock bei der neu gestarteten Endlagersuche außen vor bleibt.

Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/2978-1721