Bei der Contergan-Herstellerfirma Grünenthal waren
in den 50er und 60er Jahren offenbar mehrere Ärzte und Chemiker
tätig, die während des Nationalsozialismus leitende Positionen
innehatten. Einigen von ihnen wurden später Experimente an
KZ-Insassen wie Zwangsarbeitern vorgeworfen, etwa in Auschwitz und
Sachsenhausen. Sie wurden deshalb nach dem Krieg zu Haftstrafen
verurteilt. Dies ergaben Recherchen der WAZ-Mediengruppe
(Dienstagausgabe).
Grünenthal, das in Stolberg bei Aachen beheimatete
Pharmaunternehmen, hatte 1957 das Beruhigungsmittel Contergan auf den
Markt gebracht, durch das weltweit rund 10.000 Babys behindert zur
Welt kamen. Es war der größte Arzneimittelskandal in Deutschland. In
Australien und den USA werden zurzeit Entschädigungsprozesse gegen
Grünenthal vorbereitet. Das Pharma-Unternehmen hat bis heute sein
Firmenarchiv nicht zur Aufarbeitung des Skandals geöffnet, sieht auch
keinen Anlass, etwaige Verbindung zu ehemaligen NS-Verbrechern zu
beleuchten, da „unser Unternehmen erst in der Nachkriegszeit
gegründet wurde“, so ein Sprecher von Grünenthal.
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