Lausitzer Rundschau: Mord mit Ankündigung Zur Ermittlungspanne der Polizei im Fall der elfjährigen Lena

Die Wissenschaft weiß bis heute nicht genau, warum
es dazu kommt, dass sich das sexuelle Begehren einiger Menschen auf
Kinder richtet. Und es gibt bisher auch keine Heilung von Pädophilie.
Doch Betroffene können in einer Therapie lernen, damit zu leben, ohne
sich an Kindern zu vergehen. Die Einsicht, solche Hilfe zu benötigen
und sie anzunehmen ist ein guter Schutz für Kinder, damit sie nicht
Opfer werden. Auch der 18-jährige mutmaßliche Mörder der elfjährigen
Lena aus Emden war sich offenbar der Gefahr bewusst, die durch seine
Neigung von ihm ausging. Im November vorigen Jahres zeigte er sich
selbst wegen kinderpornografischer Bilder an. Er gab bei der Polizei
an, dass er sich bereits in Behandlung befinde. Was dann jedoch
geschah und jetzt erst Schritt für Schritt bekannt wird, ist
unfassbar. Zwar wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und ein
Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des jungen Mannes erwirkt,
doch der wurde nie umgesetzt. Seit dem Jahreswechsel lag das Papier
unbeachtet in der zuständigen Polizeiinspektion. Wenn die Beamten den
Auftrag ernst genommen und durchsucht hätten, wäre ihnen sicher schon
Anfang des Jahres nicht verborgen geblieben, was jetzt in der Wohnung
des Mannes gefunden wurde: Gegenstände vom Tatort einer versuchten
Vergewaltigung, die der 18-Jährige mutmaßlich im November vorigen
Jahres begangen hatte. Vielleicht wäre er dann schon Anfang 2012 in
Untersuchungshaft gekommen oder zumindest stärker als potenziell
gefährlich erkannt und beobachtet worden. Ob es dann noch dazu
gekommen wäre, dass er im März die elfjährige Lena missbrauchen und
töten konnte? Wohl kaum. Für die Eltern des Kindes muss dieser
Gedanke schier unerträglich sein. Keine Entschuldigung der Polizei
kann das mildern. Das Einzige, was die Beamten jetzt noch tun können
und müssen, ist eine ehrliche Analyse der Abläufe, die zu dieser
katastrophalen Panne geführt haben. Verhängnisvoll wäre es aber, wenn
jetzt schlichte Einsperren-für-immer-Rufer wieder Auftrieb bekämen.
Pädophile, die sich selbst anzeigen oder in Therapie begeben, müssen
ermutigt werden und nicht abgeschreckt. Denn nur so besteht eine
Chance, dass sie nicht zu Tätern werden und Kinder nicht zu Opfern.

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