Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Da ist
sich Volker Kauder sicher. Genauso sicher war sich Kauder, dass in
Europa endlich Deutsch gesprochen wird. Der Unions-Fraktionschef im
Bundestag gibt sich als Freund klarer Worte, nicht als Politiker des
Abwägens und Ausgleichens. Das erforderte tieferes Nachdenken, also
die Mühe der Reflexion. Die aber ist notwendig, wenn der ohnehin
verspätete Versuch der Integration von muslimisch geprägten
Zuwanderern gelingen soll. Dies ist die Aufgabe der sogenannten
Deutschen Islamkonferenz. Ohnehin droht sie dieses Ziel zu verfehlen,
wenn die Politik stetig aufs Neue ihre Indienstnahme für Fragen der
inneren Sicherheit betreibt. Kommen dann noch Querschüsse von der
Qualität der Kauder— schen hinzu, ist das wachsende Desinteresse der
hier lebenden Muslime nur allzu verständlich. Gehörte der Islam
tatsächlich nicht zu Deutschland, brauchte es auch keine
Islamkonferenz. Allein ein Blick in die Kindergärten und Grundschulen
zeigt, wie wichtig gegenseitiges Wissen und Verständnis ist.
Ausgrenzung oder Islamphobie mag der Union vielleicht kurzfristig
Stimmen am rechten Wählerrand bringen, dem Zusammenwachsen der
Kulturen ist das abträglich. Dass es auch anders geht, haben die
Teilnehmer der Jungen Islamkonferenz gezeigt. Bereits zum zweiten Mal
haben junge Deutsche, mit und ohne Migrationshintergrund, konkrete
Vorschläge erarbeitet, mit denen das Miteinander besser gestaltet
werden kann. Ihre Vorschläge wurden gnädig entgegengenommen, einen
Platz am Tisch der Großen aber finden sie nicht. Ein Verlust für die
einst so hoffnungsvoll gestartete Konferenz. Sie ist blutleer
geworden, seit sie zum Instrument des Kampfes gegen islamischen
Fundamentalismus wurde. Als wären vier Millionen Muslime hierzulande
potenzielle Terroristen.
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