WAZ: Wenn die Hippies ins Alter kommen – Kommentar von Birgitta Stauber

Noch genießen die 68er die ersten unbeschwerten
Jahre ihrer Rente (wenn es ihre finanzielle Situation erlaubt), doch
in zehn Jahren werden immer mehr von ihnen auf fremde Hilfe
angewiesen sein. Damit wird sich die Gesellschaft um eine ganz andere
Generation kümmern müssen. Eine Generation, die sich nicht scheut,
aufzubegehren. Die von Jugend an gewohnt ist, gegen die Missstände
vorzugehen. Die allerdings nicht unbedingt auf die Familie setzen
kann oder will, wenn es um ihre Pflege geht. Die Politik wird nicht
umhin können, darauf zu reagieren. Also beginnen die Experten
bereits, Konzepte zu entwickeln, die Wohngemeinschaften oder
nachbarschaftliche Netzwerke fördern. Damit werden künftig nicht nur
Kinder von Bedürftigen Verantwortung überneh-men, sondern auch immer
mehr Freunde, Nachbarn oder frühere Arbeitskollegen; wenn die
Kleinfamilie, die „den Opa schon irgendwie versorgt“, nicht mehr den
Mittelpunkt des Pflegesystems bildet, kann sich kaum jemand aus der
Verantwortung stehlen. Womöglich werden die Alten den Ton angeben.
Der Umgang zwischen Jung und Alt wird sicher auch nicht
konfliktfreier. Doch wenn er offener wird und ungezwungener, ist auch
schon viel erreicht.

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