Sie sind in derselben Partei und sitzen am selben
Kabinettstisch, Freundinnen aber werden Kristina Schröder und Ursula
von der Leyen nicht mehr, sie sind sich in herzlicher Feindschaft
verbunden. Das begann schon, als die machtbewusste Niedersächsin 2009
das bis dahin von ihr geführte Bundesfamilienministerium an Schröder
übergab, um selbst als Arbeits- und Sozialministerin nach höheren
Weihen zu streben. Damals stutzte von der Leyen den
Zuständigkeitsbereich des ohnehin kleinen Ministeriums beträchtlich
und nahm auch gleich noch ein paar wichtige Mitarbeiter mit. Und
gerade erst stritten sich die beiden um die Federführung beim Thema
Frauenquote. Mit Schröders Idee zur Ausweitung der Großelternzeit
bahnt sich nun ein neuer Konflikt an. Dabei ist der Ansatz der
Familienministerin aller Ehren wert. Auch wenn durch ihren Plan, es
berufstätigen Großeltern zu erleichtern, sich vorübergehend
freistellen zu lassen, damit sie sich um die Betreuung ihrer Enkel
kümmern können, nur vergleichsweise wenig Eltern entlastet werden –
schlecht ist die Idee nicht. Ein Beispiel: Bei einem jungen Paar,
beide berufstätig, kommt Nachwuchs. Beide Eltern wollen nicht so früh
aus ihrem Beruf aussteigen, die Oma, erst Mitte Fünfzig, fände es
aber gar nicht schlimm, mal für ein Jahr ihrem Berufsalltag zu
entkommen, um sich um die Betreuung ihres Enkelkindes zu kümmern.
Ihre Rentenbeiträge würde in der Zeit der Bund übernehmen, und nach
einem Jahr könnte sie zurück an ihren Arbeitsplatz. Genau an der
Übernahme der Rentenbeiträge aber entzündet sich nun der neue Streit
zwischen den Ministerinnen. Während von der Leyen mit ihrer
Zusatzrente vor dem Scheitern steht, schickt sich Schröder an, mit
ihrem Vorstoß zu überzeugen. Deshalb schießt die Arbeitsministerin
dagegen. Das ist bezeichnend für den Zustand der Bundesregierung:
Rösler gegen Altmaier, Schäuble gegen Leutheusser-Schnarrenberger,
alle gegen Westerwelle – das Kabinett der Regierung Merkel ist in
Auflösung begriffen. Leider dauert es noch ein Jahr, bis die Wähler
das Wort haben.
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