Die Pharmaindustrie hat ihre Lizenz zum Gelddrucken
verloren. Das beweist der gestern vorgestellte
Arzneiverordnungsreport mit seinem klaren Ergebnis: Weil ihnen die
Politik einen Zwangsrabatt verordnet hat, mussten die
Medikamenten-Hersteller im vergangenen Jahr deutliche Umsatzverluste
hinnehmen. Oder anders ausgedrückt: Die gesetzlichen Krankenkassen
gaben gegenüber dem Vorjahr knapp 1,2 Milliarden Euro weniger für
Arznei aus, die ihren Mitgliedern verschrieben worden ist. Die
Bundesregierung kann das als Erfolg verbuchen – schließlich belegen
die Zahlen, dass sie ein Rezept gegen die bis dahin scheinbar
unaufhörlichen Preissteigerungen für Medikamente gefunden hat: Sie
hat die Selbstbedienung der Pharmaunternehmen beendet. Bisher nämlich
konnten sie neue Präparate ohne den Nachweis eines therapeutischen
Mehrwertes in den Markt drücken und nach Gutdünken die Preise
festsetzen. So gab es häufig nur einen einzigen Mehrwert:
zusätzlichen Erlös für die Hersteller – auf Kosten der Patienten und
ihrer Versicherer. Damit ist nun nachweislich Schluss. Und trotzdem
werden die Krankenkassenchefs den Report mit gemischten Gefühlen
sehen. Einerseits freuen sie sich zwar über die Milliardeneinsparung.
Andererseits aber dürfte ihnen klar sein: Der Druck auf sie wird
erheblich steigen. Denn wer aus Versichertenbeiträgen Rekordrücklagen
ansammelt und obendrein die Ausgaben drücken kann, muss seinen
Reichtum teilen. Gesundheitsminister Daniel Bahr hat jetzt die große
Chance, von den Kassen eine Prämienrückzahlung an die Versicherten
nicht nur zu verlangen, sondern sie auch durchzusetzen. Sonst wäre
der den Pharmaherstellern auferlegte Zwangsrabatt eine Lizenz zum
Geldscheffeln für die Krankenkassen.
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