Neue OZ: Kommentar zu Pferdefleisch-Skandal

Unverschämter Hinterbänkler

Die immer neuen Nachrichten im Pferdefleisch-Skandal sind
mittlerweile so verwirrend wie die verzwickten Warenströme. Kaum
jemand, der noch durchblickt. Die Akteure der Politik – von
Agrarministerin Ilse Aigner bis hin zur Opposition – sind derart
hilflos, dass sie ihr Heil in gegenseitigen Schuldzuweisungen suchen.

Oder aber in unverschämten, kruden Ideen. CDU-Hinterbänkler
Hartwig Fischer hätte besser geschwiegen, statt entsorgte
Pferdefleisch-Pampe als Gourmetessen für Bedürftige anzupreisen. Auch
wenn das Wegwerfen von Lebensmitteln – zumal aufgrund solchen Betrugs
– natürlich eine Schande ist: Hartz-IV-Empfänger oder Besucher von
Tafeln sind keine Menschen zweiter Klasse.

Der Ruf der Verbraucher nach mehr Kontrollen ist nur allzu
verständlich. Die Frage ist jedoch, wie dies in die Praxis umgesetzt
werden kann. Jedem geschlachteten Schwein, Rind und Huhn einen
Kontrolleur an die Seite zu stellen wird wohl kaum möglich sein.
Optionen zur Verbesserung des Systems gibt es dennoch.

Zum einen ist, da liegt Aigner richtig, der Handel in der Pflicht,
für effizientere Eigentests zu sorgen. Zum andern ist zwingend ein
Mechanismus notwendig, der die Verflechtungen des globalen
Lebensmittelmarktes entwirrt. Nur so ist der Pansch-Mafia Paroli zu
bieten. Bund, Länder, aber auch Brüssel sitzen in einem Boot.
Deutschlands föderale Struktur kann diese Aufgabe nicht bewältigen.

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