Rheinische Post: Schattenboxen in der Familienpolitik

Kommentar von Eva Quadbeck

Der Union droht das Thema Familienpolitik zu entgleiten: Der
Ausbau der Kinderbetreuung geht nur schleppend voran, das
Betreuungsgeld hat mehr Gegner als Befürworter und für das
steuerliche Familiensplitting hat schon seit zehn Jahren niemand ein
plausibles Rechenmodell vorlegen können. In dieser Situation lädt die
Familienministerin zum Gipfel. Auch die Kanzlerin steht mit einer
halbstündigen Rede im Programm. Doch statt eines familienpolitischen
Paukenschlags gibt es nur Schattenboxen. Die Familienministerin
fordert ein Rückkehrrecht von Teilzeitbeschäftigten in Vollzeitjobs.
Die eingeladenen Wirtschaftsführer lehnen das erwartungsgemäß ab.
Normalerweise ist Politik so schlau, den öffentlichen Schulterschluss
mit der Wirtschaft nur dann zu suchen, wenn man auch gemeinsam an
einem Strang ziehen möchte. Noch nicht einmal das gelingt. Die
Forderung nach dem Recht auf Vollzeit ist bestenfalls wohlfeil.
Solange es nicht ausreichend flexible Betreuungsplätze für Kinder
zwischen einem und zehn bis zwölf Jahren gibt, ist ein Rückkehrrecht
von einem Teilzeit- in einen Vollzeitjob nichts wert, weil es nicht
in Anspruch genommen werden kann.

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