Allg. Zeitung Mainz: Die Zeit läuft / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Migration

Das Thema Flüchtlinge hat für Deutschland derzeit
viele Facetten. Von einer Lösung kann noch nicht die Rede sein, trotz
drastisch gesunkener Zahlen. In bürokratischer Hinsicht mag, wer
will, von einer Verbesserung sprechen, wobei allerdings unklar ist,
ob das von Bayern vorgelebte Prinzip der Ankerzentren nicht eher zur
Verwirrung beiträgt, weil es Streit schürt. Nun gibt es eine
Übereinkunft, wonach Madrid in Spanien registrierte Asylbewerber
zurücknimmt. Das mag eine kleine Signalwirkung haben; allerdings
werden Italien, Griechenland und vor allem Österreich weitaus
hartleibigere Verhandlungspartner sein, wenn es hart auf hart geht.
Zudem bleiben die Zahlen derer, die da zurückgeführt werden,
vermutlich sehr niedrig. Schockierend hoch dagegen ist die Zahl der
Flüchtlinge, die seit Jahresbeginn im Mittelmeer ertrunken sind: mehr
als 1500. Das ist die Kennziffer, auf die es ankommt, und an der sich
alle, die Verantwortung tragen, messen lassen müssen. Und wenn
zugleich, wie am 23. Juni, Pegida-Aktivisten gegen Seenotrettung
protestieren und „Absaufen! Absaufen!“ plärren, dann ist das nur noch
eklig. Es bleibt wahr, dass Europa seine Bürger überfordern würde,
wenn jetzt alle, die hier ein besseres Leben suchen, aufgenommen
würden. Genauso wahr ist aber auch, dass die rechtsextremistische
Linie der rigorosen Abschottung unmenschlich und inakzeptabel ist.
Die Zeit, akzeptable Wege zu finden, läuft. Wissenschaftler haben
errechnet: Bis zum Jahr 2050 könnten mindestens 50 Millionen Menschen
gezwungen sein, wegen Klimawandel, Bodenerosion und daraus
resultierender Armut ihre Heimat zu verlassen.

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