Abschiede fallen selten leicht. Doch dieser dürfte
besonders schwer gefallen sein: Kurt Beck gibt nach fast zwei
Jahrzehnten den Parteivorsitz in Rheinland-Pfalz ab. Eine Ära geht zu
Ende, und nur ungern lassen die rheinland-pfälzischen
Sozialdemokraten ihren Übervater gehen. Doch die Genossen haben eine
neue Hoffnungsträgerin: Malu Dreyer hat eine Sprache, die bei den
Sozialdemokraten gut ankommt. Die Rolle als sorgende Landesmutter
muss sie nicht erlernen, sie hat sie bereits verinnerlicht. Es fällt
auf, wie sehr sich der neue Parteichef Roger Lewentz zurücknimmt,
ganz Parteisoldat, der er ist. Die künftige Rollenverteilung zeichnet
sich bereits ab: Während Dreyer als Ministerpräsidentin den Dialog
sucht, auch mit der Opposition, reitet Lewentz die Abteilung Attacke.
Generalsekretär Alexander Schweitzer, vom Parteitag mit einem starken
Votum versehen, gilt als der starke Mann der Zukunft. CDU-Spitzenfrau
Julia Klöckner wird kämpfen müssen, um bei der nächsten Wahl gegen
dieses Team eine Chance zu haben. Die Vorschusslorbeeren für Dreyer
sind enorm – sie könnten aber auch zu einer Belastung werden. Denn
die Spielräume für das Regieren sind in Zeiten der Schuldenbremse
geringer geworden. Segnend durch die Weinberge zu laufen und
Wohltaten unters Volk zu bringen, das wird es künftig nicht mehr
geben können. Zudem hinterlässt Beck etwa mit Nürburgring und Hahn
große Baustellen. Es wird nicht reichen, wenn Malu Dreyer nur auf
Kontinuität setzt. Sie tut gut daran, rasch eigenes Profil zu
gewinnen. Die eigentliche Feuerprobe steht ihr noch bevor, in
dreieinhalb Jahren, wenn in Rheinland-Pfalz wieder gewählt wird.
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Florian Giezewski
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