Sind Deutschlands Universitäten zunehmend
unzugänglich? Meldungen vom quasi flächendeckenden Numerus clausus
legen dies nahe. Bei näherem Hinsehen jedoch empfiehlt sich
Gelassenheit. Denn erstens ist grundsätzlich gegen nicht völlig
weltfremde Qualitätsmaßstäbe überhaupt nichts zu sagen. Was nützt –
überspitzt formuliert – eine steigende Zahl an Bachelor- und
Masterabsolventen, wenn gleichzeitig niemand die Frage stellt, was
diese Abschlüsse eigentlich wert sein sollten. Zweitens scheint sich
das Problem der Zulassungsbeschränkungen regional unterschiedlich
darzustellen. Die Rückmeldungen aus Mainz oder Frankfurt klingen
entspannt, während es etwa in Nordrhein-Westfalen offenbar enger
zugeht. Und drittens ist auch ein harscher Numerus clausus in vielen
Fällen nicht das Ende aller Hoffnungen. Restplatzbörsen,
Nachrückverfahren oder auch Klagen haben in vielen Fällen den Traum
vom gewünschten Studienplatz doch noch möglich gemacht. Geboten ist
also ruhige Analyse. Natürlich sollten absehbare Bewerberzahlen und
Kapazitäten der Universitäten möglichst optimal aufeinander
abgestimmt sein. Insbesondere das Fehlen eines zentralen
Vergabesystems ist in diesem Zusammenhang dann doch sehr misslich.
Eine fünfstellige Zahl der zulassungsbeschränkten Plätze bleibt
zumindest zu Semesterbeginn schon einmal leer und wird nur zäh
nachbesetzt. Unis und Politik tragen das auf dem Rücken der
Studierwilligen aus. Wäre dieser Missstand beseitigt, wäre schon
einiges gewonnen. Und ansonsten bleibt die Erkenntnis, dass es so
ganz ohne Wille zur Leistung auf dem Weg zum Abitur und mit einem
vertretbaren Maß an Flexibilität im Studium nie abgehen wird. Wer
wollte behaupten, dass beides imLeben schadet?
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Florian Giezewski
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