Allg. Zeitung Mainz: Schröder stört da nur / Kommentar zur Hessen-CDU

Jahrzehntelang prägten Männer wie Alfred Dregger und
Manfred Kanther Hessens CDU. Kantige Kämpen, fest im Glauben an das
Gute im Konservativen und das Böse in den Sozis. Letztere aber
regierten, seit 1946. Prägende Namen: Zinn, Osswald, Börner. Erst
Walter Wallmann gelang 1987 der Einbruch in die Phalanx, dann, nach
acht Jahren Hans Eichel, 1999 Roland Koch. Die hessische CDU fand
Gefallen an der Macht. Doch jetzt ist ihre Lage prekär. Die CDU hat
bei Oberbürgermeisterwahlen in Frankfurt bitter verloren, und
kürzlich in Wiesbaden. Am 22. September sind Bundestagswahlen, und
die Regierung Bouffier hat für die Landtagswahl denselben Termin
durchgesetzt, um vielleicht im Windschatten einer Merkel-Wahl
Schwarz-Gelb zu retten. Es geht den Menschen recht gut in Hessen,
aber nicht zwingend wegen Schwarz-Gelb. Viele fragen, was denn der
Markenkern der CDU sei. Die konservativen Anhänger der
Christdemokraten beklagen, dass die Berliner Regierung die
Wehrpflicht eliminiert und die Homo-Ehe salonfähig gemacht habe, die
progressiven fragen zweifelnd nach den Zukunftsvisionen der CDU in
einer immer pluraler werdenden Gesellschaft. In dieser Lage haben
sich die Mannen um Volker Bouffier entschlossen, die Reihen zu
schließen und den Helm im Sinne Dreggers und Kanthers fester zu
binden. Und von einer wie der Familienministerin Kristina Schröder
fühlen sie sich da nur gestört. Koch, Bouffier und Franz-Josef Jung
gehören zum „Anden-Pakt“, jenem sagenumwobenen Bund von 17 jungen
CDUlern, die sich 1979 bei einem Flug von Caracas nach Santiago de
Chile Treue schworen. Keine Chance für Kristina Schröder. Es ist eine
Ohrfeige für eine amtierende Bundesministerin. Wer am Ende gewinnt,
wird sich zeigen.

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