Am Frankfurter Flughafen sind durch den Ausbau unter
dem Strich keine neuen Jobs geschaffen worden – das sagt der
Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Thießen. „Ich würde
bestreiten, dass netto für das Rhein-Main-Gebiet überhaupt neue
Arbeitsplätze entstanden sind“, erklärte Thießen im Interview mit der
Allgemeinen Zeitung Mainz (Mittwochsausgabe). Tatsächlich seien nur
viele Jobs verlagert worden.
Thießen kritisierte die Aussage des früheren hessischen
Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), insgesamt entstünden durch den
Ausbau 100.000 neue Arbeitsplätze. „Die Politik müsste sich fragen,
warum sie die Bürger mit Lobbyisten-Daten versorgt.“ Laut Thießen
haben die Anrainer-Landkreise am Flughafen zudem nicht nur mit
Verlagerungen von Jobs zu kämpfen, sondern zahlen auch noch
Aufstockerleistungen für Niedriglohn-Beschäftigte am Airport. Diese
Daten würden jedoch unter Verschluss gehalten.
Nach Angaben von Thießen wurde das Mediationsverfahren zum
Flughafenausbau vor mehr als zwölf Jahren manipuliert. „Manipuliert
wurde über die Art, wie die Gremien zusammengesetzt waren und wie
dort abgestimmt wurde“, erklärte der Wissenschaftler. „Gutachten
waren fehlerhaft. Unerwünschte Ergebnisse wurden unterdrückt.“ Zu den
externen ökonomischen Effekten habe es überhaupt keine Erkenntnisse
gegeben. Der Arbeitskreis sei mit dem Argument, es gebe keine
Literatur, aufgelöst worden.
„Es hat in diesem Verfahren so viele Manipulationen gegeben, dass
es unwahrscheinlich ist, dass niemand davon gewusst hat“, so Thießen.
Dabei seien gerade die Arbeitsplätze als Argument verwendet worden,
um der Bevölkerung die zusätzlichen Belastungen durch den Ausbau
„schmackhaft“ zu machen.
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