Das darf doch nicht wahr sein. Da trifft sich am 1.
November der Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft zum
wiederholten Mal in diesem Jahr zum BER-Desaster. Im Anschluss
versichern der Aufsichtratschef der Flughafengesellschaft, Berlins
Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), und
Technik-Geschäftsführer Horst Amann vor laufenden Kameras: Der
Zeitplan steht, am 27. Oktober 2013 wird der BER in Betrieb gehen.
Doch am Wochenende stellte sich heraus, dass die Planer der
Brandschutztechnik kurz zuvor festgestellt hatten, dass angesichts
noch notwendiger Umbauten der geplante Eröffnungstermin kritisch ist.
Und der für die Bauaufsicht zuständige Landrat von Dahme-Spreewald
erklärte, dass Sprinkler und Schutztüren in einigen Bereichen
entgegen der Baugenehmigung installiert wurden. Rückbauten seien
daher für ein behördliches Okay zur Flughafeneröffnung unvermeidbar.
Möglicherweise müssen ganze Bereiche im Terminal abgerissen und neu
errichtet werden. All diese Warnungen sollen der
Flughafengesellschaft und ihren staatlichen Gesellschaftern
spätestens zur Aufsichtratssitzung bekannt gewesen sein. Dennoch
wurden alle Sorgen um den Eröffnungstermin als unbegründet
zurückgewiesen. Dieses Szenario erinnert sehr an das Auftreten von
Wowereit und der Flughafenchefs noch im Frühjahr. Auch damals waren
Zweifel am Zeitplan laut geworden. Auch damals wurden Skeptiker
geradezu herrisch zurechtgewiesen. Das Ergebnis ist bekannt. Nur
dreieinhalb Wochen vor der BER-Eröffnung mussten die Verantwortlichen
den Termin absagen. Ein international beispielloser Vorgang, der
Berlin weltweit Spott und Häme sowie einen großen Vertrauensverlust
einbrachte. Doch die Verantwortlichen scheinen aus diesem Desaster
nichts gelernt zu haben. Es herrscht weiterhin Geheimniskrämerei vor,
Informationen bekommt man nur häppchenweise. Selbst Politiker, die
gerade dreistellige Millionenbeträge – übrigens Geld der Steuerzahler
– für die Fertigstellung des BER zu bewilligen hatten, fühlten sich
am Wochenende von den Flughafenchefs hintergangen. Richtig ist: Nicht
jede Warnung eines beteiligten Planers oder einer einzelner Baufirma
muss dazu führen, dass sofort der Zeitplan zusammenbricht. Doch
richtig ist auch: Der Zeitplan für den BER ist sehr knapp bemessen.
Um ihn zu halten, müssten ab Mitte November, also ab kommenden
Mittwoch, die Bauarbeiten im Terminal wieder auf vollen Touren
laufen. Angesichts der vielen offenen Fragen gerade zum Brandschutz
ist das jedoch höchst unwahrscheinlich. Um täglich neue
Hiobsbotschaften zu vermeiden, müssen allen Verantwortlichen für das
Flughafenprojekt endlich mehr Offenheit und Klarheit an den Tag
legen: kein Verschweigen von Warnungen mehr, kein Herunterspielen von
Sicherheitsproblemen und keine Informationspolitik, bei der nur das
zugegeben wird, was sich ohnehin nicht mehr abstreiten lässt. Für
Berlin ist der BER wirtschaftlich, finanziell und für das Ansehen der
gesamten Region eines der wichtigsten Großprojekte. Es ist an der
Zeit, dass die politisch Verantwortlichen diesem Anspruch endlich
gerecht werden.
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