RNZ: Nebenwirkung – Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Grüne / Urwahl

„Bemerkenswert sind die „Nebenwirkungen“ dieser
Kandidatenwahl. Der Druck auf Parteichefin Claudia Roth ist enorm,
denn die extrovertierte Vollblut-Grüne mag noch so beliebt sein in
den eigenen Reihen: Wenn ihr kein Wahlsieg mehr zugetraut wird, muss
sie sich fragen, ob sie weiterhin das richtige Aushängeschild für die
neuen, bürgerlichen Grünen sein kann. Ihr Rücktritt wäre
naheliegend.“

Von Sören Sgries

Die Grünen sind in der bürgerlichen Mitte angekommen. Deshalb
regiert unter Winfried Kretschmann eine grün-rote Koalition im
Südwesten, deshalb heißt der neue Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz
Kuhn. Beide sind dem „Realo“-Flügel der Partei zuzuordnen – so wie
auch Katrin Göring-Eckardt, die jetzt die Bundespartei in den
Wahlkampf führen soll. Unter rein wahltaktischen Abwägungen hat die
grüne Basis sich für ein perfektes Duo entschieden. Trittin ist die
unumstrittene Führungsfigur des linken Flügels, hat sich aber zum
moderaten Rebellen gewandelt, der die Lager einen kann. Für die
Stimmen der bürgerlichen Mitte gehört an seine Seite eine
„Realo“-Frau. Das hätte auch Künast sein können, die jedoch bei den
Urwahlforen zu verbissen auftrat und zudem mit dem Makel einer
verlorenen Berlin-Wahl behaftet ist. Damit blieb eigentlich nur
Göring-Eckardt übrig. Rational war es also eine klare Entscheidung.
Bemerkenswert sind die „Nebenwirkungen“ dieser Kandidatenwahl. Der
Druck auf Parteichefin Claudia Roth ist enorm, denn die
extrovertierte Vollblut-Grüne mag noch so beliebt sein in den eigenen
Reihen: Wenn ihr kein Wahlsieg mehr zugetraut wird, muss sie sich
fragen, ob sie weiterhin das richtige Aushängeschild für die neuen,
bürgerlichen Grünen sein kann. Ihr Rücktritt wäre naheliegend.

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