Die baden-württembergische Sozialministerin
Katrin Altpeter (SPD) setzt auf den Ausbau der ambulanten
Pflegeinfrastruktur, um auch in Zukunft eine angemessene Pflege
sicherzustellen. Die Fördermittel für ambulante Angebote zur
Entlastung pflegender Angehöriger seien daher in 2012 deutlich
aufgestockt worden, teilte die Ministerin bei der gestrigen (22. Mai)
Eröffnung der Messe „Pflege und Reha“ in Stuttgart mit.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa),
der in Baden-Württemberg rund 870 private Pflegeeinrichtungen
vertritt, begrüßt das Engagement der Landesregierung im ambulanten
Bereich grundsätzlich, kritisiert aber, dass private Anbieter von der
Förderung weiterhin ausgeschlossen sind – auch wenn sie die
Fördervoraussetzungen ansonsten erfüllen und z. B. eine
Betreuungsgruppe für Demenzkranke eingerichtet haben.
„Diese Ungleichbehandlung ist bundesweit einmalig und sachlich
nicht nachvollziehbar. Mit der Einbeziehung der privaten
Pflegedienste in die Förderung könnte das Ziel, die
niedrigschwelligen Betreuungsangebote auszubauen, weiter
vorangetrieben werden“, betont die stellvertretende Vorsitzende der
bpa-Landesgruppe Susanne Pletowski.
Aus Sicht des bpa benötigt Baden-Württemberg auch in Zukunft einen
ausgewogenen Mix an ambulanten, teilstationären und vollstationären
Angeboten, um die pflegerische Versorgung im Land sicherzustellen.
„Die Zahl der Pflegebedürftigen wird weiterhin rasant steigen, die
Zahl der pflegenden Angehörigen hingegen zurückgehen. Der Bedarf an
Pflegeheimplätzen wird daher weiter zunehmen“, so der Vorsitzende der
bpa-Landesgruppe Baden-Württemberg Rainer Wiesner.
Dies bestätigt auch die von Ministerin Altpeter zitierte
Modellrechnung des Statistischen Landesamtes, in der eine Zunahme der
vollstationären Gepflegten bis 2030 um 54% von 84.000 auf 130.000
prognostiziert wird.
Vor diesem Hintergrund kritisiert Wiesner insbesondere den
massiven Eingriff des Landes durch die Landesheimbauverordnung im
stationären Pflegebereich: „Viele bestehende Einrichtungen, die seit
Jahren die pflegerische Infrastruktur in unserem Land garantieren,
sind durch diese Verordnung in ihrem Bestand gefährdet. Dadurch ist
das Ziel einer ausreichenden und wohnortnahen Versorgung in Gefahr.“
Die Kritik der Sozialministerin an der geplanten Pflegereform wird
vom bpa geteilt. „In das von Frau Altpeter geforderte Gesamtkonzept
müssen auch deutliche Leistungsverbesserungen für die in Pflegeheimen
lebenden Menschen einfließen. Diese gehen in dem Gesetzesentwurf
völlig leer aus“, mahnt Wiesner an.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 7.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen, davon über
850 in Baden-Württemberg, die größte Interessenvertretung privater
Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
215.000 Arbeitsplätze und ca. 16.500 Ausbildungsplätze.
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Stefan Kraft, Leiter der Landesgeschäftsstelle,
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