bpa-Vorsitzender Beckmann: „Ministerin Steffens versucht stationäre Pflegeangebote gegen neue ambulante Wohnformen auszuspielen und verkennt die Entwicklungen in der Pflege.“

Nullwachstum bedeutet Rückschritt

Die stationäre Pflege ist auch in Zukunft ein unverzichtbarer
Bestandteil der umfassenden Versorgungslandschaft in NRW und muss für
die kommenden Herausforderungen ausgebaut und vor allem mit
Unterstützung der politisch Verantwortlichen in unserem Bundesland
weiterentwickelt werden. Diese Notwendigkeit betont der Bundesverband
privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) in Nordrhein-Westfalen
angesichts der jüngsten Äußerungen von Ministerin Barbara Steffens.
Die Pflegeministerin hatte sich bei der Vorstellung der neuen
landesrechtlichen Vorschriften zur Pflege wiederholt für ein
„Nullwachstum“ bei stationären Einrichtungen ausgesprochen.

„Ministerin Steffens verkennt dabei, dass ein Nullwachstum einen
deutlichen Rückschritt für die Versorgungslandschaft in NRW bedeuten
würde“, warnt der bpa-Landesvorsitzende Christof Beckmann. In den
nächsten Jahren werden allein durch erforderliche Umbauten von Zwei-
auf Einbettzimmer viele Tausend stationäre Pflegeplätze verschwinden,
die angemessen ersetzt werden müssen.

„Ministerin Steffens hebt zu Recht die Chancen von neuen
ambulanten Versorgungsformen hervor und der bpa unterstützt
ausdrücklich die Zielsetzung der Ministerin, die Pflege zu Hause und
im Wohnquartier zu stärken“, so Beckmann.

„NRW braucht große Anstrengungen, um alleine die heute bestehenden
Plätze auch künftig zur Verfügung stellen zu können, da durch die
neuen gesetzlichen Anforderungen viele dieser bestehenden Plätze
nicht mehr genutzt werden dürfen und teure Ersatzbauten notwendig
machen. Gleichzeitig wächst die Zahl der Pflegebedürftigen
bekanntlich sehr schnell, so dass zur Vermeidung von Unterversorgung
schnell neue und zusätzliche Heimplätze geschaffen werden müssen.“

Die stationäre Pflege sei zudem gut etabliert, verlässlicher
Garant einer nachhaltigen und qualitätsgesicherten pflegerischen
Versorgung und biete den Bewohnerinnen und Bewohnern eine sehr hohe
Sicherheit. „Allein in NRW werden fast 160.000 Pflegebedürftige gut
bis sehr gut in Pflegeheimen gepflegt – dies belegen die jährlichen
Prüfungsergebnisse der Medizinischen Dienste in NRW. Über
Versorgungverträge zwischen Pflegeheimen und Pflegekassen werden den
Bewohnern dabei verlässliche leistungs- sowie vertragsrechtliche
Rahmenbedingungen geboten, die die älteren Menschen in ihren Rechten
stärken und nachhaltig absichern“, hebt der bpa-Landesvorsitzende
hervor.

Vergleichbare Rahmenbedingungen existierten für die neuen ambulant
betreuten Wohn- und Betreuungsformen noch nicht einmal in Ansätzen.
„Ohne verlässliche Finanzierungsbedingungen und Regelungen zu
notwendigen Voraussetzungen und Anforderungen an qualitätsgesicherte
neue Wohn- bzw. Betreuungsformen werden neue Leistungsangebote sich
nur unzureichend entwickeln und weiterhin ein Nischendasein fristen“,
so Norbert Grote, Leiter der bpa-Landesgeschäftsstelle NRW.

„Stationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Pflegestrukturen
müssen gleichberechtigt gefördert, ausgebaut und weiterentwickelt
werden. Wahlfreiheit der pflegebedürftigen Menschen bedeutet, dass
sie tatsächlich auswählen können und nicht gezwungen sind, das zu
nehmen, was übrig geblieben ist“, so der bpa-Landesvorsitzende
Beckmann. Ein „Ausspielen“ stationärer Pflege gegen neue ambulante
Versorgungsformen sei hierfür ganz sicher nicht förderlich. Die
Landesregierung konzentriere sich auf den Quartiersgedanken, wobei
die Suche nach Unterstützung bei der Pflege seit jeher regional
erfolgt. „Auch stationäre Einrichtungen sind wichtige Bestandteile
von Wohnquartieren und leisten ihren Beitrag bereits heute.“

bpa: Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V.
(bpa) bildet mit mehr als 7.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen, davon
über 1.000 in Nordrhein-Westfalen, die größte Interessenvertretung
privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland.
Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der
Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in privater
Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen
die Verantwortung für rund 230.000 Arbeitsplätze und ca. 17.700
Ausbildungsplätze. Das investierte Kapital liegt bei etwa 18,2
Milliarden Euro.

Pressekontakt:
Norbert Grote, Leiter der Landesgeschäftsstelle Nordrhein-Westfalen
0211-3113930