DER STANDARD-Kommentar „Causa Graf: Ein Rücktritt ist fällig“ von Michael Völker

Es gibt viele und gute Gründe, warum Martin Graf
zurücktreten sollte. Sie sind vor allem im politischen Bereich zu
finden. Selbst innerhalb der FPÖ repräsentiert Graf den rechten Rand
– ganz rechts außen. Immer wieder kokettiert der „Alte Herr“ der
Burschenschaft Olympia mit Gedankengut, das haarscharf am
NS-Verbotsgesetz entlangschrammt. Vom Rechtsextremismus distanzierte
sich Graf nur halbherzig und wenig glaubwürdig.
So einen will man nicht in einer der höchsten Funktionen der
Republik, als Dritten Nationalratspräsidenten. Graf schadet mit
seiner Einstellung und seinen Ansichten dem Ansehen des Parlaments.
Aber Vertreter der ÖVP und der SPÖ haben ihn gewählt. Ja, das war und
ist blamabel. Man wusste, wes Geistes Kind dieser Politiker ist.
Manche mögen das im Nachhinein schon wieder bereut haben. Aber Graf
füllt seine Rolle als Präsident des Nationalrats geschickt aus und
hält ideologisch unbeirrt das Fähnchen der deutschen
Volksgemeinschaft hoch. Alle Rücktrittsaufforderungen sind bisher an
ihm und der FPÖ abgeprallt.
Jetzt setzt ihm ausgerechnet ein ganz und gar unpolitischer Nebenjob
derart zu, dass auch sein Parteichef den Rücktritt nicht mehr
ausschließt. Graf war als Stiftungsvorstand maßgeblich daran
beteiligt, einer alten Frau den Zugriff auf ihr Vermögen zu nehmen.
Gründe gibt es genug, und wenn es dieser ist: Graf soll das Amt des
Dritten Nationalratspräsidenten zurücklegen.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

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