DER STANDARD – Kommentar: „Erkaufte Unterstützung“ von Alexandra Föderl-Schmid

Wer lässt sich kaufen in Wahlkampfzeiten? Diese Frage
stellt sich dringender denn je. Aktuelle Anlässe sind Inserate und
TV-Berichte.
Puls 4 strahlte zur besten Sendezeit am Sonntagabend zwei Stunden und
45 Minuten lang Die große Frank _Stronach Story aus. Ein
unkritisches, aufwändig produziertes Porträt, das teilweise in Kanada
gedreht worden ist. Vor dem Kaminfeuer darf sich Stronach
präsentieren: wie er aus einer „ärmlichen Kohlegrubensiedlung“ zum
Milliardär aufstieg und nun „Österreich verändern will“. Dieses
Heldenepos wird nicht durch lästige Fragen unterbrochen wie bei
seinen Auftritten im Zeit im Bild-Studio oder bei der Sendung Im
Zentrum.
Die seit der Ausstrahlung in Medienkreisen diskutierte Frage drängt
sich auf, ob sich der kleine Privatsender solchen Aufwand überhaupt
leisten kann. Der Vorwurf, dass der Milliardär und Neo-Wahlwerber
mitgezahlt hat, steht seither im Raum. Offiziell teilte das Team
Stronach via Twitter am Dienstagabend mit: „Zu Puls-4-Doku: Team
Stronach hat die Bewerbung der Doku bezahlt und sich auch die
Verwendung des Videomaterials gesichert.“
Auch wenn Fragen, wie viel Geld geflossen ist, weder vom Team
Stronach noch vom Sender beantwortet werden: Das ist gekaufter
Journalismus. Die journalistische Glaubwürdigkeit des Senders ist
damit beschädigt. Dieser Schaden wird nicht dadurch gemindert, dass
nach der Ausstrahlung der Doku ein Interview der Journalistin Corinna
Milborn mit Stronach kritische Fragen enthielt. Einer Konfrontation
mit Grünen-Chefin Eva Glawischnig hat sich Stronach verweigert.
Gegenstimmen fehlten in dem Streifen.
Auffällig freundlich ist die Berichterstattung über Stronach auch in
den Boulevardmedien. Dass es einen Zusammenhang zwischen dem Tenor
der redaktionellen Berichte und der Anzahl der Anzeigen gibt, kann
vermutet werden. Nicht zuletzt deshalb, weil Stronachs Pressesprecher
Rouven Erlschweiger in einer von Profil publizierten E-Mail
klargemacht hat: „Devise ist: Wir gehen nur in Medien, die uns
freundlich gesinnt sind und von denen auch eine positive
Berichterstattung zu erwarten ist.“
In allen Medien präsent ist auch Erwin Pröll. In Niederösterreich,
dessen Landesstudio häufig als „Schwarz-Funk“ tituliert wird, ist das
nicht nur in Wahlkampfzeiten so. Pröll kommt mit großem Abstand am
häufigsten in der ORF-Bundesland-heute-Sendung vor. Er hat fast
doppelt so viel Sendezeit wie der Zweitplatzierte, Oberösterreichs
Josef Pühringer, und mehr als dreimal so viel wie Salzburgs
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, ergab eine TV-Media-Auswertung.
In Inseraten werben Proponenten eines „überparteilichen
Personenkomitees zur Unterstützung des Landeshauptmanns von
Niederösterreich“: Auffällig ist, dass besonders viele Künstler dabei
sein. Der Filmemacher Ulrich Seidl begründete am Mittwoch im
Ö1-Morgenjournal das Engagement: „Offensichtlich hat Erwin Pröll
erkannt, dass man der Kunst und den Künstlern letztendlich Raum geben
muss.“ Niederösterreich gibt tatsächlich überdurchschnittlich viel
für Kultur aus. Das führt offensichtlich dazu, dass Künstler lieber
nichts Kritisches sagen. Mehr als ein Dutzend wollten auf
Standard-Anfrage nichts zum Wahlkampf sagen. Auch so kann man sich
Unterstützung erwerben.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

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