Deutsche Umwelthilfe initiiert „Blauen Engel“ für Austauschkatalysatoren

Pressemitteilung

Qualitätsoffensive angesichts unwirksamer Katalysatoren im Markt –
Einführung des Umweltzeichens auf DUH-Initiative voraussichtlich im
Januar 2013 – Umweltorganisation fordert von Autoteilehändlern und
Werkstätten, ausschließlich „Blauer-Engel-Kats“ oder Originalteile zu
verkaufen und einzubauen – Schnelle Fortschritte bei der
Luftreinhaltung erwartet

Weil mit Austauschkatalysatoren ausgestattete Pkw die
vorgeschriebenen Abgasgrenzwerte in vielen Fällen dramatisch
überschreiten, hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) die
Einführung des „Blauen Engels“ für die Nachrüsttechnik initiiert. Das
Umweltzeichen soll helfen, mangelhafte Austauschkatalysatoren schnell
vom Markt zu verdrängen. Die Umwelt- und
Verbraucherschutzorganisation erwartet, dass Hersteller von
Austauschkatalysatoren das Umweltzeichen bereits zum Jahresbeginn
2013 für ihre Produkte beantragen können.

Recherchen und Tests der DUH hatten ergeben, dass das Problem
mangelhaft wirksamer Austauschkatalysatoren viel größer ist als zuvor
angenommen. Die auf dem Markt angebotenen Ersatzteile sind vielfach
so schlecht verarbeitet, dass sie schon nach kurzer Zeit ausfallen.
Gleichzeitig wird von den Anbietern offenbar häufig bei den teuren
Edelmetallen gespart, deren katalytische Wirkung die Abgasreinigung
bestimmt. Auf dem Markt für Austauschkats gibt es deshalb trotz
steigender Kosten bei den eingesetzten Edelmetallen einen
regelrechten Preisverfall. Geradezu provoziert wird der
Qualitätsverfall bei Austauschkatalysatoren, weil:

-die Zulassungsvorschrift UN/ECE R. 103 keine Prüfung auf
Dauerhaltbarkeit verlangt. Eine langfristige Wirksamkeit lässt sich
demnach allein über die Zulassung nicht gewährleisten.

-es keine gesetzlichen Kontrollen der Produktion von
Abgasnachbehandlungstechnik gibt. Dies kann Hersteller dazu
verleiten, Kats in der Serienfertigung mit geringeren Mengen der
teuren Edelmetalle auszustatten.

-die turnusmäßige Abgasuntersuchung (AU) in der heutigen Form
schlechte Kats nicht verlässlich identifiziert. Unter anderem sind
die zu erreichenden Grenzwerte nicht ausreichend anspruchsvoll.

Die DUH setzt sich seit Jahren für schärfere Zulassungsregeln,
stichprobenartige Qualitätskontrollen in der Serienfertigung und eine
grundlegende Reform der Abgasuntersuchung (AU) ein.
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Die Schlupflöcher im Markt
für Austauschkatalysatoren müssen gestopft werden. Es darf nicht
sein, dass mangelnde Kontrollen und mangelhafte Standards zu Lasten
der Umwelt gehen.“

Angesichts der auch durch mangelhafte Austausch-Kats ausgelösten
Probleme bei der Luftreinhaltung hat sich die DUH nun entschlossen,
für eine schnelle und wirksame Besserung zusätzlich auf die
Einführung des „Blauen Engels“ zu setzen und eine entsprechende
Initiative ergriffen. Dazu entwickelten TÜV Nord und DUH gemeinsam
ein Prüf- und Auditierungsverfahren für Austausch-Kats als Grundlage
für die Vergabe des Umweltzeichens. Das Prüfverfahren basiert auf
bestehenden gesetzlichen Vorschriften, ergänzt sie aber durch eine
simulierte Alterung und Prüfungen der physischen Belastbarkeit der
Kats.

Parallel zur Einführung des Engels sollen sich Teilehändler und
Werkstätten verpflichten, nur noch Kats mit dem „Blauen Engel“ oder
Originalkatalysatoren der Fahrzeughersteller zu verkaufen bzw. zu
verbauen. Auf diese Weise sollen einerseits Anreize für die
Hersteller geschaffen werden, die Qualität ihrer Produkte weiter zu
erhöhen und andererseits mangelhafte Kats aus dem Markt gedrängt
werden. „Bei rund 400.000 ausgetauschten Katalysatoren pro Jahr ist
es aus Umweltsicht, aber auch volkswirtschaftlich gesehen höchste
Zeit, mit einer Qualitätsoffensive die Situation für die Verbraucher
zu verbessern“, sagt der internationale Verkehrsberater Axel
Friedrich.

Hinter dem renommierten Umweltzeichen „Blauer Engel“ stehen vier
Institutionen: Das Bundesumweltministerium (BMU) als Zeicheninhaber,
die Jury Umweltzeichen als unabhängiges Beschlussgremium, das
Umweltbundesamt (UBA) als fachlich prüfende Geschäftsstelle und die
Zeichenvergabestelle RAL. Der Vorstoß der DUH für den „Kat-Engel“ und
auch das von DUH und TÜV Nord ausgearbeitete Prüf- und
Auditierungsverfahren sind bei den Blauer-Engel-Institutionen positiv
aufgenommen worden. Nach einer noch ausstehenden Expertenanhörung der
RAL erwarten alle Beteiligten die Entscheidung der Jury für das
Umweltzeichen im Dezember dieses Jahres. Hersteller von
Austauschkatalysatoren werden das Umweltzeichen demnach aller
Voraussicht nach ab Januar 2013 für ihre Produkte beantragen können.
Ab dem Frühjahr 2013 sollten dann neben den Originalkatalysatoren der
Fahrzeughersteller nur noch Produkte mit dem „Blauen Engel“ verkauft
und verbaut werden.

Erläuterung: Jedes neue Fahrzeug mit Diesel- oder Otto-Motor ist
heute zur Reduzierung der Abgasemissionen ausgestattet mit einem
Katalysator. Damit die Katalysatoren über die gesamte Lebensdauer
ordnungsgemäß funktionieren, schreibt der Gesetzgeber eine
zweijährige Überprüfung (AU) vor. Funktioniert der Katalysator nicht
ordnungsgemäß, muss er durch einen neuen Austauschkatalysator ersetzt
werden.

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170, E-Mail:
resch@duh.de

Dr. Axel Friedrich, internationaler Verkehrsberater, Mobil: 0152
29483857, E-Mail: axel.friedrich.berlin@gmail.com

Dr. Urs Maier, Projektmanager Verkehr und Luftreinhaltung, Deutsche
Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030
2400867-731, Mobil: 0151 18256690, E-Mail: maier@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-0, Mobil:
0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de