Die große Zahl an Flüchtlingen stellt auch das deutsche
Schulsystem vor enorme Herausforderungen. Klar ist: Bildung ist der
Schlüssel zur Integration. Die 4. JAKO-O-Bildungsstudie zeigt
erstmals ausführlich, welche Erfahrungen aus Elternsicht dabei direkt
vor Ort an den Schulen gemacht werden. Für die repräsentative
Untersuchung wurden bundesweit 2.000 Eltern mit schulpflichtigen
Kindern im Alter bis zu 16 Jahren von den
Meinungsforschungsinstituten Mentefactum und Kantar Emnid befragt.
Fast alle Eltern (95 %) befürworten, dass Flüchtlingskinder
schnellstmöglich die Schule besuchen. Dies weist aus Sicht von
Bildungsexperten auf eine große Solidarität der Eltern mit ins Land
geflüchteten Kindern und Jugendlichen hin und lässt auf einen
gesellschaftlichen Konsens schließen. Egal ob man dieses Ergebnis der
JAKO-O Bildungsstudie nach dem Bildungsgrad der befragten Eltern, dem
zur Verfügung stehenden Haushaltsnettoeinkommen, einem eventuell
vorhandenen Migrationshintergrund, der besuchten Schulart des Kindes
oder dem Bundesland differenziert: Es ergeben sich kaum Unterschiede
in der Elternmeinung. Wenn es um das staatliche Engagement für
Flüchtlingskinder geht, sind die Eltern geteilter Meinung: Eine
knappe Minderheit (39 %) merkt kritisch an, dass der Staat „viel zu
wenig“ unternehme, um ihnen eine gute Schulbildung zu ermöglichen. 42
% der Befragten sehen das nicht so.
Neue Schüler – mehr Lehrer
8 von 10 Eltern (81 %) finden es richtig, dass für die
Unterrichtung der Flüchtlingskinder zusätzliche Lehrerinnen und
Lehrer eingestellt wurden. Betrachtet man diese staatliche Maßnahme
zur Beschulung der geflüchteten Kinder im Detail, zeigen sich
Unterschiede:
75 % der Eltern mit Hauptschulabschluss befürworten die
Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte. Bei den Eltern mit Abitur oder
Hochschulabschluss sind es 87 %.
65% der Eltern mit einem geringen Haushaltsnettoeinkommen (unter
1.000 Euro) sehen die zusätzlichen Lehrerstellen positiv. Eltern mit
hohem Haushaltsnettoeinkommen (über 3.000 Euro) tun dies zu 85 %. Die
große Mehrheit (94 %) der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund
begrüßt diese Maßnahme.
Eltern mit hohem Bildungsgrad und einem hohen Einkommen begrüßen
staatliches Engagement zur guten Beschulung häufiger als Eltern mit
einem geringeren Bildungsgrad und geringeren Einkommen.
Möglicherweise spielt hier eine potenzielle Konkurrenz zu
Zugewanderten auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt eine Rolle.
Dass fast alle Eltern mit türkischem Migrationshintergrund die
staatlichen Investitionen für richtig halten, stimmt mit den
Ergebnissen anderer Studien überein, die zeigen, dass Eltern mit
Migrationshintergrund hohe Bildungsziele haben. Sie investieren viel,
um die Schullaufbahn des Nachwuchses zu unterstützen.
Spezialklassen für Flüchtlingskinder?
Fast drei Viertel (73 %) der Eltern spricht sich dafür aus,
Flüchtlingskinder zunächst separat zu beschulen. Eltern in
Ostdeutschland begrüßen die getrennte Anfangsbeschulung mit 81 %,
Eltern in Westdeutschland mit 71%. In Rheinland-Pfalz und im Saarland
sehen nur 56 % der Eltern die getrennte Anfangsbeschulung positiv, in
Thüringen und Sachsen sind es 84 %.
In Ostdeutschland zeigt sich eine etwas größere Distanz zu
Flüchtlingen, die darin begründet sein könnte, dass weniger Erfahrung
mit Migranten und Flüchtlingskindern vorliegt. Unterschiedliche
Beschulungsprogramme in den Bundesländern und damit unterschiedliche
Erfahrungen werden zudem der Grund für die Variation der Ergebnisse
sein.
Flüchtlingskinder in der Schule werden zur Normalität
Annähernd zwei Drittel (63 %) der befragten Eltern berichten, dass
an der Schule des eigenen Kindes Flüchtlingskinder unterrichtet
werden. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen Regionen und
Schulformen:
In Westdeutschland werden 65 % der Schulen nach Aussage der Eltern
von Flüchtlingskindern besucht, in Ostdeutschland sind es 52 %. In
Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen finden sich an
74 % der Schulen Flüchtlingskinder, in Thüringen und Sachsen an 45 %.
51 % der Gymnasien beschulen Flüchtlinge, 85 % der Hauptschulen,
76 % der Gesamtschulen, 56 % der Realschulen und 70 % der
Grundschulen. Besonderes Engagement für geflüchtete Kinder
Von besonderen Aktivitäten zur Integration von Flüchtlingen
berichten insgesamt 38 % der Eltern. Bestimmte Schulen zeigen sich in
diesem Bereich besonders aktiv:
Während Eltern mit niedrigem Haushaltsnettoeinkommen nur zu 18 %
sagen, dass die Schule ihres Kindes Sondermaßnahmen zur Integration
von Flüchtlingen ergriffen hat, sind es an den Schulen von Eltern mit
hohem Einkommen 43 %.
In Bayern berichten 31 % der Eltern von Sonderaktivitäten, in
Rheinland-Pfalz und im Saarland 49 %.
46 % der Gymnasien mit Flüchtlingen unternehmen laut
Elternaussagen besondere Aktivitäten. Bei den Gesamtschulen sind es
45 % bei Hauptschulen 34 % und bei Grundschulen 35 %.
Kaum Einschränkungen im Schulbetrieb durch Flüchtlinge
Nach den Aussagen der Eltern ist die Zahl der Schulen, die
Einschränkungen des Schulbetriebs hinnehmen mussten (z. B. durch
Belegung von Sporthallen), sehr gering (14%). Allerdings gibt es
deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern: In Rheinland-Pfalz
und im Saarland sprechen 5 % der Eltern, in Thüringen und Sachsen 7 %
und in Baden-Württemberg 8 % von Einschränkungen wegen der Versorgung
von Flüchtlingen, in Nordrhein-Westfalen hingegen sind es 22 % und in
Berlin 23%.
Die komplette Pressemappe zur 4. JAKO-O Bildungsstudie inkl.
druckfähigen Ergebnis- und Infografiken steht hier zum Download
bereit: www.bit.ly/jako-o_bildungsstudie_2017
Studiensteckbrief: Für die repräsentative Studie befragten die
Meinungsforschungsinstitute Mentefactum und Kantar Emnid im Januar
und Februar 2017 im Auftrag von JAKO-O bundesweit telefonisch 2.000
Eltern mit schulpflichtigen Kindern bis zu 16 Jahre.
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