Freie Presse (Chemnitz): Birthler fordert Schuldeingeständnis der Stasi-Täter

Birthler fordert Schuldeingeständnis der
Stasi-Täter

Chemnitz. Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen,
Marianne Birthler, hat ehemalige Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes
dazu aufgefordert, ihre einstigen Bespitzelungsopfer um Verzeihung zu
bitten. Erst dann könne eine Vergebung durch die Opfer im
christlichen Sinne möglich sein, sagte Birthler in einem Interview
mit der in Chemnitz erscheinenden „Freien Presse“ (Freitagausgabe).
Birthler verdeutlichte: „Nach christlichem Verständnis gehen der
Vergebung das Schuldbekenntnis und die Buße voraus.“ Die Täter
müssten von sich aus dazu beitragen, dass die Wahrheit an die
Öffentlichkeit kommt. „Die Karten müssen auf den Tisch“, betonte die
Bundesbeauftragte, erst dann könne man über Vergebung sprechen.

Mit ihren Äußerungen widersprach Birthler dem Appell der neuen
Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse
Junkermann. Die Kirchenfrau hatte die ehemaligen Stasi-Verfolgten
jüngst zur Versöhnung mit den Tätern aufgerufen. Christen, die in der
DDR drangsaliert worden seien, dürfen die Verantwortlichen dafür
heute nicht verurteilen, hatte Junkermann gesagt.

Birthler hob hervor, für Vergebung müssten „erst die
Voraussetzungen gegeben sein“. Leider müsse man aber immer wieder
feststellen, dass es bei den Stasi-Tätern an Unrechtsbewusstsein
fehlt. Es sei wenig „von einem Wunsch nach Vergebung sichtbar“.

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Freie Presse (Chemnitz)
Torsten Kleditzsch
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