Freie Presse (Chemnitz): Sachsens Landesregierung greift Bundesumweltminister an – Freistaat pocht auf Atomtransport

Chemnitz. Sachsen pocht auf den von
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) abgesagten Atomtransport
nach Russland. Die schwarz-gelbe Landesregierung stellte sich gestern
hinter die Forderung ihrer Wissenschaftsministerin Sabine von
Schorlemer (parteilos). Regierungssprecher Johann-Adolf Cohausz sagte
der in Chemnitz erscheinenden „Freien Presse“ (Samstagausgabe),
Schorlemmer habe „die volle Unterstützung der Landesregierung.“ Jezt
sei Berlin am Zuge. Schorlemer hatte den Bundesumweltminister
aufgefordert, seinen Ausfuhrstopp für 951 sächsische Brennstäbe aus
hochangereichertem Uran nach Russland zurückzunehmen und ihn in einem
Schreiben mit Schadenersatzansprüchen des Freistaats in
Millionen-Höhe konfrontiert. Grund ist Röttgens unabgestimmtes Veto
vom 6. Dezember, mit dem er den Transport stoppte, der für diese
Woche geplant war. Das Bundesumweltministerium äußerte sich gestern
nicht zu den Vorwürfen aus Sachsen. Die mehreren Hundert Kilogramm
waffenfähiges Uran, die derzeit noch in 18 Castor-Behältern in
atomaren Zwischenlager Ahaus (Nordrhein-Westfalen) liegen, stammen
aus dem DDR-Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden. Die USA und
Russland hatten 2004 vereinbart, diese Materialien aus dem Verkehr
ziehen, damit sie nicht in falsche Hände geraten. Streitpunkt
zwischen Berlin und Dresden ist das Ziel des Transports: die
Wiederaufbereitungsanlage in Majak im Süd-Ural. Röttgen hält die
Anlage für nicht sicher. Dem widerspricht Schorlemer, die sich durch
Gutachten bestärkt sieht. Eine Rückführung des Urans diene der
globalen Sicherheit.

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