Ein 61-Jähriger soll die ARD für ein jüngeres
Publikum attraktiv machen? Das klingt bizarr – ginge es nicht um
Thomas Gottschalk, den letzten TV-Dino der Samstagabend-Unterhaltung,
der es mit „Wetten, dass …?“ jahrelang geschafft hat, die
Generationen wenigstens mal für ein paar Stunden vor der Flimmerkiste
zu vereinen. Der blonde Mode-Clown konnte jedenfalls mit seiner
Live-Routine und Schlagfertigkeit den Zuschauer – wenigstens für ein
paar Momente – vergessen lassen, dass er in Wahrheit einer
gebührenfinanzierten Dauerwerbesendung beiwohnte. Warum sollte das
nicht auch in der ARD funktionieren? Doch weite Teile des jungen
Publikums, um das alle Sender so sehr buhlen, ist längst nicht mehr
so Glotze-fixiert wie Jugendliche in den 90er Jahren. Die Dauer deren
TV-Konsums stagniert oder geht sogar leicht zurück – stattdessen sind
die Kids im Internet. Das gute alte Dampf-Fernsehen ist gerade den
Aufgeweckten zu passiv und eindimensional; sie wollen mitmachen,
kommentieren, sich über das Gesehene sofort austauschen. Die ARD
reagiert auf diesen Trend und setzt bei Gottschalks neuer Show auf
Zuschauerbeteiligung via Twitter, Facebook & Co. Doch das Konzept für
die Sendung klingt insgesamt wiederum so konventionell, dass mit
künstlich aufgepfropftem Internet-Klimbim womöglich mehr Ältere
verprellt als Jüngere dazugewonnen werden. Eines muss man Gottschalk
lassen: Er hat Mut. In einem Alter, in dem andere an den Vorruhestand
denken, wagt er noch einmal Neues. Mit seinem Ex-Radio-Kumpel Günther
Jauch ist er jetzt das Aushängeschild der ARD. Ob es für den
GEZ-Finanzier an der Fernbedienung aber letztlich nicht billiger –
und zugleich erfrischender – wäre, wenn die öffentlich-rechtlichen
Sender auf junge Talente statt alte Hasen setzten, bleibt die große
Frage.
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Fuldaer Zeitung
Johannes Heller
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