Kolumbien: Friedensaktivistin spurlos verschwunden

Caritas international und Deutsche Botschaft in
großer Sorge um Projektpartnerin – Appell an kolumbianische Politik
und Justiz

Die Serie von Verbrechen gegen Friedensaktivistinnen und
-aktivisten in Kolumbien hält an: Eine Teilnehmerin eines gemeinsamen
Projektes von Deutscher Botschaft, Europäischer Union und Caritas
international im Südwesten Kolumbiens ist spurlos verschwunden. Die
36-Jährige aus der Provinz Putumayo, die sich in einem Verein für
Gewaltopfer engagierte, war zuletzt von einer paramilitärischen
Gruppierung bedroht worden, weshalb von einem Kapitalverbrechen
ausgegangen wird.

Die Deutsche Botschaft in Kolumbien und Caritas international, das
Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, drückten in einem
gemeinsamen Brief an die Staatsanwaltschaft und die Politik ihre
Besorgnis aus und appellierten an sie, den Fall schnellstmöglich
aufzuklären. Erst im vergangenen Monat hatten deutsche und
kolumbianische Mitarbeiter der Caritas sich mit der inzwischen
verschwundenen Deyanira Guerrero und weiteren Begünstigten des
Projektes in deren Heimatort getroffen.

„Es ist an Tragik kaum zu überbieten, dass ausgerechnet in einem
Projekt, in dem es um den Schutz und die Stärkung von Frauen geht,
eine der Teilnehmerinnen verschwunden ist und vom Schlimmsten
ausgegangen werden muss. Damit zeigt sich einmal mehr, wie
zerbrechlich der Friedensprozess in Kolumbien ist“, sagte der Leiter
von Caritas international, Oliver Müller.

„Die Sicherheitslage, gerade in ländlichen Gebieten, hat sich nach
dem Friedensabkommen in Kolumbien zwar generell verbessert“, so
Müller. „Doch engagierte Mitglieder der Zivilgesellschaft müssen
trotzdem noch viel zu oft um ihr Leben fürchten.“ Das Machtvakuum,
das die FARC-Guerilla hinterlassen habe, hätten längst andere Gruppen
gefüllt. „Natürlich braucht es Zeit, um nach mehr als 50 Jahren einen
anhaltenden Frieden zu schaffen. Aber das kann nur erreicht werden,
wenn es der kommenden Regierung gelingt, die Sicherheit der
zivilgesellschaftlichen Akteure zu erhöhen.“ Ende Mai wird in
Kolumbien der Nachfolger von Präsident Juan Manuel Santos gewählt,
der im Jahr 2016 den Friedensnobelpreis verliehen bekam.

Seit Beginn des Jahres sind in Kolumbien Dutzende Menschen
ermordet worden, die sich in ihren Regionen oder darüber hinaus für
Frieden und Gerechtigkeit engagiert haben. Insgesamt kamen in dem
mehr als 50 Jahre andauernden Konflikt in Kolumbien mehr als 250.000
Menschen zu Tode. 60.000 Menschen gelten als verschwunden. Darüber
hinaus wurde in den letzten Jahrzehnten sexuelle Gewalt gegen Frauen
als Kriegstaktik eingesetzt und ist weiterhin ein massives Problem in
dem südamerikanischen Land.

Caritas international unterstützt kolumbianische Gewaltopfer seit
vielen Jahren. Schwerpunkte der Hilfe sind die Versorgung von
Bedürftigen mit Hilfsgütern, der Schutz der Zivilbevölkerung und die
Sicherung ihrer Grundrechte sowie Projekte der Friedensförderung
sowie der Aufbau von Strategien zur Konfliktlösung. Das vor kurzem
gestartete mehrere Millionen Euro umfassende gemeinsame Projekt von
EU, Deutscher Botschaft und Caritas international in der Region
Putumayo zur Stärkung von Frauen und einem verbesserten Schutz vor
Gewalt wird aus Mitteln des EU-Fonds für den Friedensprozess in
Kolumbien finanziert.

Caritas international ist das Hilfswerk der deutschen Caritas und
gehört zum weltweiten Netzwerk der Caritas mit 165 nationalen
Mitgliedsverbänden.

Pressekontakt:
Deutscher Caritasverband, Caritas international,
Öffentlichkeitsarbeit, Karlstr. 40, 79104 Freiburg.
Telefon 0761 / 200-0. Michael Brücker (verantwortlich, Durchwahl
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