Deutschlands Unabhängigkeit wird gerade zur Währung im Spiel der
politischen Kräfte. Mit der Sorge um diese Unabhängigkeit begründet der
US-Präsident seine Drohungen gegen die zu 90 Prozent fertiggestellte Gaspipeline
North Stream. Sanktionen blühen beteiligten Unternehmen wegen dieser Sorge.
Deutschland hat aus Sorge um seine Energiesicherheit die Entscheidung für die
Gasleitung getroffen. Und sieht seine Unabhängigkeit bei der Auswahl der
Geschäftspartner nun zur Disposition gestellt. Es handelt sich hier um Ausläufer
eines strategischen Konflikts mit verheerende Aussichten. 30 Jahre nach dem
Zusammenbruch des Ostblocks gerät die westliche Allianz an ihre Grenzen, weil es
inzwischen nur wenig braucht, ihre angebliche Wertegemeinschaft ins Straucheln
zu bringen und die dahinter lauernden egozentrischen machtpolitischen Interessen
offenzulegen. Die deutsche Außenpolitik versucht sich gegenüber Washington in
einem Kompromiss aus demonstrativem Selbstbewusstsein und Dienstbeflissenheit.
Das Verhältnis zu Russland ist Ausweis dieser verzweifelten Zwitterrolle.
Während sich Berlin beifallheischend in einen diplomatischen Konflikt mit Moskau
um einen unklaren Mordfall verbeißt, hat Washington kein Problem damit, deutsche
und russische Interessen gleichermaßen für vernachlässigbar zu erklären. Trumps
eigenwillige Weltsicht ist hier für nicht erste Ursache. Hier naht ein
strategischer Konflikt mit offenem Ausgang.
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