Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried
Kretschmann mokiert sich über die Bundespolitik. „Dieses
interessenstaktische Geflecht ist mir abhold“, sagte der
Grünen-Politiker in einem Interview mit der taz-Wochenendausgabe.
„Wenn ich in Berlin bin, denke ich auch heute noch jedes Mal: Wie
schön ist es in Baden-Württemberg!“
In seine Kritik schließt der erste Regierungschef der Grünen auch
die eigene Partei mit ein. „Ich war ja mal zwei Jahre im Parteirat in
Berlin. Aus dem bin ich gerne wieder rausgegangen.“
Kretschmann zweifelt daran, dass er sich in der Hauptstadtpolitik
durchsetzen könnte. Mit Verweis auf die in Berlin gescheiterten
SPD-Politiker Kurt Beck und Matthias Platzeck sagte er der taz: „Zu
der Sorte gehöre ich ja irgendwie. Wenn man am falschen Ort ist,
richtet man nichts aus oder scheitert.“ Er sei ein „Provinzpolitiker
durch und durch“.
Kretschmann ist sich bewusst, als erster Grünen-Ministerpräsident
eine „historische Figur“ zu sein, ob er das nun wolle oder nicht. Ab
und an müsse er auch seine „katholische Demut mobilisieren, damit ich
nicht denke, ich sei was besonderes“. Doch grundsätzlich gelte:
„Irgendwann springen wir alle in die Kiste. Und ob ich da berühmt war
oder nicht, man zerfällt so oder so zu Staub.“
Auf die Frage nach seiner politischen Verortung, sagte er: „Ein
Linker bin ich nicht.“ Ein radikaler Umweltschützer sei er dagegen
„schon eher.“
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