Neue OZ: Kommentar zu Japan / Atom

320 000 Badewannen

Die Nachricht vom gestopften Leck im Atomkraftwerk Fukushima ist
ein Hoffnungsschimmer. Mehr nicht. Allen Rettungs- und
Beschwichtigungsversuchen zum Trotz weckt das hilflose Agieren des
Betreibers Tepco Erinnerungen an die schlimmste Ölkatastrophe in der
US-Geschichte: In wenigen Wochen jährt sich zum ersten Mal der
Untergang der Ölbohr-Plattform Deepwater Horizon vor Florida.

Die verantwortlichen Konzerne BP, Transocean und Halliburton
versuchten damals, das geplatzte Bohrloch mit Gummi und Golfbällen
abzudecken. Tepco hat nun allen Ernstes im Kampf gegen Radioaktivität
zunächst eine Mischung aus Beton, Sägespänen, Zeitungen und Kunstharz
in Erwägung gezogen, bevor Flüssigglas eingesetzt wurde.
Dilettantischer geht es kaum. Noch völlig ungewiss sind die Folgen
für die Umwelt und das Schicksal der japanischen Fischer,
entscheidende Stützen der Wirtschaft des Landes. Niemand weiß wohin
mit den 60 Millionen oder sogar mehr Litern verseuchtes Meerwasser.
Das entspricht fast 320 000 gefüllten Badewannen.

Die Lehre aus solch einem Desaster muss zunächst sein, sämtliche
AKW-Notfallpläne für einen GAU auf Plausibilität zu prüfen, nicht nur
in Deutschland, sondern weltweit. Verhängnisvoll wäre es, wenn in
Fukushima und anderswo die gleiche Chuzpe an den Tag gelegt wird wie
im Golf von Mexiko: BP bohrt wieder.

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