Nun also Herbst 2013. Die nächste Verzögerung, die
nächste Pleite beim Großflughafen BER. Eine Überraschung ist das
nicht. Beim Bau des neuen Airports scheinen doch nur noch zwei Regeln
wirklich dauerhaft zu gelten: Informationen gibt es prinzipiell nur
scheibchenweise. Und grundsätzlich kommt immer alles schlimmer als
gedacht. Von einem erfolgreichen Projekt für die Region jedenfalls
wird man wohl selbst dann nicht reden können, wenn in Schönefeld
endlich einmal ein Flugzeug seine Reisenden ins neue Terminal
entladen hat. Eher schon von einem Desaster, dessen Folgen noch
unsere Kinder und Kindeskinder beschäftigen werden. Denn dass auch
die neuen Verzögerungen beim Flughafenbau zu immer höheren Kosten für
die öffentlichen Haushalte führen werden, ist schon heute klar. Von
der Prignitz bis zur Lausitz werden wir alle die Folgen spüren. Wie
hoch die Kosten tatsächlich werden, ist lange noch nicht abzusehen.
Das hängt vom Brandschutz ab, von den Schadenersatzforderungen der
Fluglinien und auch von der Frage, ob der neue Großflughafen am Ende
überhaupt noch eine Chance hat, sich als großes, funktionierendes
Drehkreuz am Markt zu positionieren. Wie wirtschaftlich der neue
Airport wird, wird erst die Zukunft zeigen. Dass die beiden
Regierungschefs Matthias Platzeck und Klaus Wowereit unter diesen
Umständen immer noch im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft sitzen
und dieses Amt noch immer nicht an kompetente Experten abgegeben
haben, gleicht da schon dem berühmten Stück aus dem Tollhaus. Wenn in
diesen Tagen heftige Rotationsgeräusche aus dem Grab von Willy Brandt
zu hören wären, würde das nicht wundern: Die Unfähigkeit seiner
Parteigenossen im Umgang mit dem nach ihm benannten Flughafen hätte
dem großen Kanzler sicher nicht gefallen. Doch das alles ist noch
nicht einmal das Schlimmste. Das wirklich Allerschlimmste ist die
Ursache für die neueste Verzögerung: die fehlenden Pläne. So lange
selbst Chefplaner Horst Amann keinen Überblick über die Baustelle
bekommen kann, weil die Unterlagen fehlen, so lange wird auch jede
Information über den weiteren Fortgang des Bauprojekts nur
provisorisch sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Flughafen
erst 2014 öffnet oder 2015 oder passenderweise am 31. Oktober 2017,
zum 500. Jahrestag der Reformation. Streng genommen stochern alle,
die sich heute zum Flughafen äußern, wie wild im Nebel herum – wie
lange es am Ende wirklich dauern wird, kann ohne Pläne niemand
verbindlich sagen. Nur dass es immer noch einmal schlimmer kommen
wird, davon kann man beim BER schon heute sicher ausgehen.
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