Bier ist ein Lebensmittel, das sich in Deutschland
noch immer großer Beliebtheit erfreut. Rund einhundert Millionen
Hektoliter werden jährlich in der Bundesrepublik erzeugt und bis auf
einen Exportanteil von zehn Prozent hier auch getrunken. Der größte
Teil dieser beachtlichen Mengen an Gerstensaft erreicht den
Verbraucher nicht im Fass, sondern in der traditionellen Glasflasche.
Mehrfach verwendet ist sie die umweltfreundlichste Art der
Bierverpackung für den Handel. Doch dieses bewährte System bekommt
Risse. Denn große Biererzeuger haben die Individualflasche als
Wettbewerbsinstrument entdeckt. Etwas größer oder kleiner, mit
längerem oder kürzerem Hals oder einer Prägung. Hauptsache weg von
der Einheitsflasche. Das eigene Produkt soll sich schon optisch von
anderen Bieren abheben. Doch die zunehmende Flaschenvielfalt setzt
sich in den Leergutkästen fort und beginnt, dort den Mehrweggedanken
auszuhebeln. Tausende Flaschen müssen täglich sortiert und zum Tausch
durch das Land gefahren werden. Dass kleinere und mittelständische
Betriebe jetzt als Erste Alarm schlagen, ist verständlich. Sie leiden
besonders unter dem Flaschenwirrwarr und kommen durch die daraus
entstehenden Kosten wirtschaftlich unter Druck. Das ist aber erst der
Anfang. Je mehr Individualflaschen in Umlauf gesetzt werden, um so
stärker tangiert das Problem auch größere Abfüller. Es ist nur eine
Frage der Zeit, bis der Kreis der Betroffenen wächst, die sich eine
Einheitsflasche zurückwünschen. Deshalb ist das Thema eine
Herausforderung für die ganze Branche. Die muss sich an einen Tisch
setzen und einen vernünftigen Interessenausgleich suchen. Dabei geht
es nicht darum, kleinen lokalen Brauerei-Zwergen ihre
Traditionsflaschen wegzunehmen. Die fallen wegen ihrer geringen
Produktionsmengen kaum ins Gewicht. Wenn die Brauereibranche den
Individualflaschen-Trend nicht stoppt, könnte die Politik irgendwann
doch noch Handlungsbedarf erkennen. Es gab mal einen Umweltminister
Jürgen Trittin, der das Dosenpfand zur Chefsache gemacht hat.
Dosenbier ist seitdem selten geworden.
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