Fußball ist ein schöner Sport. Klare Regeln,
ästhetische Athletik, filigrane Ball-Technik, weitsichtige Strategie,
kämpferischer Siegeswille, niederschlagende Enttäuschung – es ist
alles drin. Deshalb strömen Tausende zu den Heimspielen des FC
Energie Cottbus. 99 Prozent der Besucher feiern das Auf und Ab ihres
Vereins, freuen sich und leiden mit ihm. Doch ein Prozent der
Zuschauer tun nur so, als seien sie Fans. Sie benutzen den an sich
unpolitischen Fußball zum Ausleben ihrer rassistischen Gesinnung. Es
sind einige wenige faule Äpfel im Korb, die sich in Cottbus unter dem
Namen „Inferno“ versammeln. Nicht alle Inferno-Fans sind so, aber
viele – die Landesregierung in Potsdam spricht von etwa 50
Rechtsextremisten. Diese Anti-Fans gehören definitiv nicht ins
Stadion, wo Mütter und Väter mit ihren Kindern sitzen und ihren Spaß
haben wollen. Denn Fußball ist längst ein Sport mit Familienpublikum.
Die wahren Fans kommen, um Sanogo, Möhrle und Banovic zu sehen. Zwei
der drei Genannten sind Ausländer. In rassistischen Weltbildern sind
dies Menschen von geringem Wert. Zu dieser hässlichen
Lebenseinstellung gesellt sich kriminelle Energie. Die Liste der
Strafverfahren gegen Inferno-Mitglieder ist lang. Auf Straftaten
bezieht sich auch der Verein, wenn er Stadionverbote erlässt. Doch es
geht um mehr. Ein Verein wie Energie Cottbus hat eine große
Vorbildfunktion, das Stadion ist ein öffentlicher Raum, wo sich die
Gesellschaft trifft. Deshalb muss sich der FCE fragen, wie er dieser
Verantwortung grundsätzlich und langfristig nachkommt. Reichen
Stadionverbote aus? Genügt es, Rechtsextremismus allgemein zu
verurteilen? Um es klar zu sagen: Es ist gut, dass die Inferno-Banner
nicht mehr im Stadion zu sehen sind. Es ist gut, dass sich
FCE-Präsident Ulrich Lepsch klar und deutlich positioniert und
verspricht, rigoros gegen Rechtsextremisten im Stadion vorzugehen. Es
ist richtig, dass der Verein mit den Ermittlungsbehörden der Polizei
eng zusammenarbeiten will und zugleich eine konkrete Zuarbeit
fordert. Alles gut – doch sollte damit auch der Weg geebnet sein,
über eine längerfristige Strategie nachzudenken. Der Verein steht
nicht alleine da – es gibt in der Gesellschaft zahlreiche Gruppen und
Menschen, auf deren Erfahrung Energie Cottbus zurückgreifen kann. Es
fehlt ein letzter kleiner Schritt, um den Kopf für übergreifende und
langfristige Maßnahmen frei zu bekommen. Der Verein sollte das Kind
beim Namen nennen und Inferno endgültig die Rote Karte zeigen. Dazu
gehört, deren Banner grundsätzlich zu verbieten. Das ist der FCE
seinen Fans und dem König Fußball schuldig.
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