Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Schloss
Bellevue – das hat es in der Geschichte des Bundespräsidialamtes noch
nie gegeben. Zwar galt die spektakuläre Visite nicht dem Präsidenten
persönlich, sondern „nur“ seinem ehemaligen Sprecher Olaf Glaeseker.
Doch was heißt das schon? Von Christian Wulff stammt der Satz, dass
Glaeseker und er wie siamesische Zwillinge seien. Da fällt es schwer
zu glauben, dass Wulff so gar nichts mit jenem Dunstkreis aus
Glamour, Gefälligkeit und mutmaßlicher Bestechung zu tun haben soll,
der Glaeseker nun zum Verhängnis zu werden droht. Warum Wulff seinem
Adlatus im Dezember den Stuhl vor die Tür gesetzt hat, liegt bis
heute im Dunkeln. Ahnte das Staatsoberhaupt schon damals, was ihm da
noch ins Haus stehen könnte? Man weiß es nicht. Klar ist aber, dass
sich Wulff und Glaeseker in einer zwielichtigen Welt bewegt haben,
die eines Staatsoberhauptes unwürdig ist. In ihrer Hilflosigkeit
fällt Angela Merkel nichts anderes ein, als Wulff erneut ihre
Solidarität zu versichern. Der Bundespräsident, so die Kanzlerin,
werde „viele weitere Akzente für unser Land und unser Zusammenleben
setzen“. Wohl wahr, nur sind es eben keine guten. Niemand kann Wulff
zum Rücktritt zwingen. Das ist in der Verfassung praktisch nicht
vorgesehen. Der Bundespräsident muss darüber allein entscheiden. Viel
Schlimmeres als eine Razzia in seinem einstigen persönlichen Umfeld
kann es aber kaum noch geben. Wulffs Ansehen auch in der Bevölkerung
ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Und durch die jüngste
Hiobsbotschaft über seinen einstigen Sprecher dürfte es damit noch
weiter abwärts gehen. Das hat Deutschland nicht verdient.
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