Die FDP erlebt derzeit alles andere als ein paar
ruhige Tage zum Jahreswechsel. Noch vor einem Jahr durften sich die
Liberalen in einem sensationellen Fast-15-Prozent-Ergebnis sonnen,
das ihnen bei der Bundestagswahl beschert wurde. Jetzt sind es gerade
einmal noch drei Prozent, die zu den Freidemokraten halten. So viel
Absturz ist selten. Sicher, Umfragen mögen nur Momentaufnahmen sein.
Aber sie treffen die FDP in jenem Moment, in dem es auch um ihren
Vorsitzenden denkbar schlecht bestellt ist. Was braucht es noch eine
scharfe Opposition, wenn Guido Westerwelle aus den eigenen Reihen
zunehmend mit Rücktrittsforderungen konfrontiert wird? Ob vom Amt des
Außenministers oder Parteichefs oder von beidem, scheint im liberalen
Tohuwabohu schon fast unterzugehen. Dabei ist der aktuelle
Wählerbefund eindeutig: Die meisten halten Westerwelle im Außenamt
für eine Fehlbesetzung. Tatsächlich mangelt es dem einstigen
Hoffnungsträger an einer seriösen Ausstrahlung, die bei diesem Posten
unerlässlich ist. Westerwelle hat nur deshalb danach gegriffen, weil
es die freidemokratische Tradition scheinbar so will. Seine
nutzbringenden Eigenschaften für die Partei, nämlich rhetorisches
Talent und politische Schlitzohrigkeit, gerieten dadurch zwangsläufig
unter die Räder. So kommt es, dass Westerwelle jetzt weder in dem
einen noch in dem anderen Amt eine liberale Hilfe ist. Vielleicht
ringt er sich über die Weihnachtstage zu einer Entscheidung durch.
Der Abgrund, vor dem die FDP steht, ist zu tief, als dass man sie als
Teilzeit-Vorsitzender wieder davon wegbringen könnte.
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