LVZ: Schwierige Suche nach Ombudsstelle für Opfer-Angehörigen der Neonazi-Mordserie / Bundespräsident drängt auf kompetente Ansprechpartner

Eine Abteilung für Angehörigenhilfe (NOAH) beim
Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kümmert
sich ab sofort bis auf Weiteres um die nachsorgende Hilfe für die
Angehörigen der Opfer des Neonazi-Mordtrios. Das wurde der „Leipziger
Volkszeitung“ (Sonnabend-Ausgabe) aus Regierungskreisen bestätigt.
Die gleich bei Bekanntwerden der rechtsterroristischen Umtriebene
versprochene Einrichtung einer Ombudsstelle, vom Bundespräsidenten
den Opfer-Angehörigen zugesagt und von der Bundesregierung begrüßt,
ist aber bisher noch nicht geglückt. Die entsprechende Person,
angesiedelt im Bundeskanzleramt bei der Integrationsbeauftragten, sei
„noch nicht gefunden“, hieß es aus Regierungskreisen. Eine für
kommende Woche ins Auge gefasste Kabinettsbefassung dürfte sich
deshalb um eine weitere Woche verzögern.

Nach Informationen der Zeitung hatte sich Bundespräsident
Christian Wulff zu Wochenbeginn an die Ministerpräsidenten, die
Bundeskanzlerin und die zuständigen Bundesminister gewandt, um auf
schnelle, unbürokratische und sensible Hilfe aller Art für die
Angehörigen zu drängen – von psychosozialer Betreuung bis hin zu
finanzieller Entlastung. Am Freitag vergangener Woche hatte sich
Wulff mit den Opfer-Angehörigen der neun Mordfälle und anderer
Anschläge mit fremdenfeindlichem Hintergrund getroffen. Dabei war es,
so berichteten Teilnehmer später, teils zu erschütternden
Gefühlsausbrüchen gekommen.

Der Bundespräsident hat später die Notwendigkeit hervorgehoben,
dass ein Teil der Angehörigen über konkrete Zeichen der Zuwendung und
Verbundenheit hinaus auch dringend kompetente Persönlichkeiten als
Ansprechpartner benötigten. In zahlreichen Fällen haben seitdem
bereits Experten aus Landes- und Bundeseinrichtungen Kontakt zu
Opfer-Angehörigen aufgenommen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)
hatte frühzeitig unbürokratische Hilfe aus einem speziellen
Notfall-Opferfonds angeboten. Der Bundestag hatte eine geplante
Halbierung der Haushaltsmittel demonstrativ zurück genommen. Aus dem
Ministerium wurde betont, dass die Angehörigen darum gebeten hätten,
„keine Pressearbeit zu machen“. Regierungssprecher Steffen Seibert
sagte der Zeitung zur noch immer offenen Frage nach der versprochenen
Ombudsinstanz: „Die Bundesregierung ist mit den Angehörigen in
Kontakt. Einzelheiten werden auch mit Rücksicht auf die betroffenen
Familien nicht mitgeteilt.“

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