Über nichts spekulieren Medien so gern wie über
Personalien. Vor allem über solche mit negativen Konsequenzen für
prominente Politiker. Und so waren das traditionelle
Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart ebenso wie die nicht minder
traditionelle CSU-Klausurtagung im Wildbad Kreuth seit Tagen
gewissermaßen als Götterdämmerungs-Szenarien aufgebaut worden, in
denen FDP-Chef Westerwelle und CSU-Chef Seehofer jeweils um ihr
politisches Überleben zu kämpfen hätten, während die Königsmörder
schon in der Kulisse ständen. Den einen oder anderen parteiinternen
Kritiker findet man immer, mit dem sich im Vorfeld entsprechende
Erwartungen schüren lassen. Nun ist der Königsmord in Stuttgart wie
in Kreuth erkennbar ausgeblieben. Stattdessen haben sich die
angeblich überlebensgefährdeten Parteichefs kämpferisch, ihre Zuhörer
solidarisch gezeigt. Alles nur Theaterdonner also, geschuldet der
nachrichtenarmen Zeit nach Feiertagen und Jahreswechsel? Ganz so ist
es auch wieder nicht. Tatsächlich befindet sich die FDP ja nicht in
einem eingebildeten Tief, die CSU nicht in einer lediglich virtuellen
Verunsicherung. Und selbstverständlich klammern sich in solchen
Fällen – nicht immer realistische – Hoffnungen an die wundersame
Wirkung spektakulärer Führungswechsel. Doch haben FDP und CSU kein
Führungs-, sondern eher ein Politikproblem – und durchaus nicht nur
eines der Vermittlung, wie beide nun tapfer mit Hinweis auf die
durchaus vorhandenen Erfolge behaupten. Darüber zuverlässig Auskunft
bekommen die Parteien aber nicht in Meinungsumfragen, sondern an der
Wahlurne. Weswegen die Einsicht, es (vorerst) bis dahin bei der
Führung zu belassen, eine weise ist. Spätestens, wenn es krachende
Niederlagen zu verarbeiten gilt, sind Führungskonsequenzen ohnehin
unausweichlich. Bleiben die Niederlagen aus, hat die Führung auch
nichts falsch gemacht. Ab sofort stehen Westerwelle und Seehofer
deshalb unter scharfer Bewährung.
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