Mittelbayerische Zeitung: Deutschland kommt unter die Räder
Kommentar zum steigenden Lkw-Verkehr

Deutschland erstickt im Verkehr: Jedes Jahr
reihen sich die Laster auf unseren Autobahnen dichter aneinander, die
Überholspur gehört längst den Brummifahrern. Kein Wunder: Die Straßen
sind zu rollenden Warenlagern geworden. Die Unternehmen bestellen
„Just-in-Time“ beim Lieferanten, weil sie so die Kosten für die
Bevorratung sparen. Schweine werden von Spanien und Italien nach
Deutschland gekarrt und wieder zurück, weil die Schlachthöfe hier so
billig arbeiten, dass sich der Transport lohnt. Erdbeeren werden über
Tausende Kilometer herangeschafft, weil die Verbraucher sie zu jeder
Jahreszeit in den Regalen sehen wollen. All dieser Irrsinn führt
dazu, dass Deutschland im Verkehr erstickt. Und schlimmer noch
fordert diese Mega-Karawane Todesopfer, weil übermüdete, gestresste
oder überforderte Brummifahrer die Kontrolle über ihren Laster
verlieren. Die Zahl der Opfer wird steigen, weil der Ausbau von
Straßen und Lkw-Parkplätzen mit dem dramatischen Wachstum des
Güterverkehrs nicht schritthalten kann. Der Verkehrsinfarkt kann nur
gemildert werden, wenn deutlich mehr Güter auf die Schiene wandern.
Die Weichen muss Verkehrsminister Peter Ramsauer stellen. Denn ohne
klare politische Vorgaben wird die Bahn weiterhin Milliarden in
Glitzer-Bahnhöfen und prestigeträchtigen Hochgeschwindigkeitstrassen
versenken, anstatt in den überfälligen Ausbau des Güterverkehrs zu
investieren. Wenn die Bahn hier nicht bald zur Zuglok wird, muss
Ramsauer weiter mit dem Ruf leben, ein Autonarr zu sein. Und
Deutschland kommt dann unter die Räder.

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